Begeistert

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Ich bin begeistert. Das Buch hat meine Erwartungen, die ich durch die LP hatte, weit übertroffen. Schon das Cover ist wunderschön und animiert zum Lesen. Andreas Izquierdo hat einen fesselnden Schreib- und Erzählstil, der es mir immer wieder schwer machte, das Buch zwischendurch (aus Zeitgründen) aus der Hand zu legen.
Er greift ein Thema auf, das überall in Deutschland, vor allem in den abgelegenen kleinen Ortschaften im Osten, zu Problemen führt. Nämlich dann, wenn die jungen Leute in die größeren Städte abwandern, nur noch die "Alten" zurückbleiben und das Dorf somit langsam stirbt.

Womit wir bei der Geschichte wären:
Romy, eine erfolglose Schauspielerin, kehrt, nachdem sie ihren Job verloren hat, in ihr Heimatdorf Großzerlitsch im Erzgebirge zurück, um das Erbe von ihrer Großmutter anzutreten. Hier leben nur noch alte, schrullige Leute, die schnell sterben wollen, um möglichst noch eines der zwei letzten Gräber auf dem Friedhof zu ergattern. Romy beschließt, diesem Irrsinn Einhalt zu gebieten und möchte mit den "Alten" zusammen aus ihrer baufälligen Scheune ein elisabethanisches Theater machen. Da sie von allen Dorfbewohnern geliebt und bewundert wird, schafft sie es tatsächlich, sie so zu motivieren, dass sie ihr beim Umbau helfen, teilweise Geld für die Finanzierung zur Verfügung stellen und sich später sogar als Schauspieler betätigen. Es ist sehr berührend zu lesen, wie ein Dorf, das nur noch aus alten Menschen besteht, nach und nach wieder zum Leben erweckt wird, weil eine junge Frau anpackt, nie aufgibt und somit das Unmögliche möglich macht.
Romy ist natürlich die absolute Sympathieträgerin. Trotz vieler Probleme, die immer wieder auftauchen, verliert sie nie den Mut, kittet eine alte Freundschaft, die 40 Jahre lang unterbrochen war, kümmert sich um den später krebskranken Emil, der dadurch endlich eine Heimat findet und... und... und. Sie hat für alles meistens eine Lösung parat.
Aber auch alle anderen im Roman vorkommenden Personen sind auf ihre Weise liebenswert. Da ist Anton, der Romy von Anfang an zur Seite steht und seine ganze Kraft in ihr Projekt steckt. Da ist Emil, der fliegende Händler aus Tschechien, der günstiges Baumaterial besorgt und tatkräftig mit anpackt. Oder Antonia, genannt Bella, die in ihrem Hause alle Gegenstände in kuriose Gebilde verwandelt und gerne mal einen Schnaps zuviel trinkt. Nicht zu vergessen Ben, ein ehemaliger Kollege, der immer wieder versucht mit Romy anzubandeln. Anfangs kommt er sehr oberflächlich rüber, als er aber bei Romys Projekt mit eingebunden wird, im "Muschebubu", dem Dorfgasthaus ein Zimmer bezieht und sich fortan sehr liebevoll um die demenzkranke Mutter des Gastwirtes Theo kümmert, wird er zunehmend sympathischer.
Fazit: Ein tolles Buch, sehr unterhaltsam geschrieben. Immer wieder passiert etwas unerwartetes, was natürlich die Spannung neu aufbaut. Ich konnte oft schmunzeln, dann wieder herzhaft lachen, wurde zum Nachdenken angeregt und mußte ab und zu auch mal die Tränen zurückhalten. Ein Buch, das ich in jedem Falle weiterempfehlen werde.