Der Zauber des Neuen in Großzerlitsch

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Inhalt
Romy fristet ihr Dasein als Souffleuse, obwohl sie viel lieber selber auf der Bühne stehen würde, wo sie doch Schauspielerin ist. Nach einem harmlosen Flirt mit dem Hauptdarsteller Ben, der als "Frischedoktor" in einem Werbespot zu kleiner Berühmtheit kam, wird sie gefeuert. Zur gleichen Zeit stirbt ihre geliebte Oma, die Romy ihr Erbe hinterlässt. Als Romy sich auf den Weg in das kleine Dorf macht, ahnt sie nicht, was der wahre Grund für den plötzlichen Tod ist und kann kaum glauben, was sich dahinter verbirgt. Denn es gibt nur noch zwei freie Plätze auf dem Friedhof und wer nicht früh genug stirbt, wird auf dem Friedhof des Nachbardorfs begraben. Und dort liegen nur Idioten, wie jeder in dem Dorf weiß. Romy stellt schnell fest, dass so mancher von den Alten versucht einen der zwei freien Plätze zu ergattern und sich ganz gerne vor ein Auto wirft oder ähnlich absurdes tut, nur um vorzeitig zu sterben und an richtiger Stelle die letzte Ruhe zu finden. Doch haben die Dorfbewohner die Rechnung ohne Romy gemacht, die ihnen nicht nur den Marsch bläst, sondern sie auch auf ihre ganz eigene Art von den Todesplänen ablenkt: denn sie will mit ihrer Hilfe aus der alten Scheune hinter dem geerbten Hof ein elisabethanisches Theater bauen und Romeo und Julia aufführen.

Meine Meinung
"Das Glücksbüro" und "Der Club der Traumtänzer" zählen zu meinen Lieblingsbüchern. In diesen verbindet der Autor Humor und Ernsthaftigkeit auf eine leicht bekömmliche Art, die mir aber dennoch immer wieder Tränen der Rührung in die Augen getrieben hat. Man kann "Romeo und Romy" nicht damit vergleichen, aber dennoch kam ich beim Lesen nicht umhin zunächst Enttäuschung zu empfinden und konnte kaum glauben, dass Andreas Izquierdo hinter diesem Buch stecken soll.

Die Geschichte liest sich wie ein Frauenroman mit den typischen Zutaten, die mich noch nie vom Hocker gehauen haben. Junge Frau steht vor dem Nichts. Beruf weg, Freund weg und nun ist auch noch der wichtigste Mensch in ihrem Leben verstorben – ihre über alles geliebte Oma. Sie zieht aufs Dorf, verlässt es wieder, versucht einen Neuanfang als Schauspielerin, scheitert, kehrt zurück und möchte nun in dem kleinen Dorf ein Theater bauen. Es soll nicht irgendeins sein – nein, es soll ein elisabethanisches, an Stratford-upon-Avon und Shakespeare erinnerndes, Theater werden. Und dies möchte sie mit den lebensmüden Alten errichten. Nun ja, klingt ein wenig seicht, was es zunächst auch ist.

Aber dann kommt irgendwann der Punkt, an dem der Autor mich doch noch gekriegt hat. Er kann es einfach. Schreiben, mitreißen und emotional berühren. Denn mit Romy hat er nicht nur eine sympathische Protagonistin geschaffen, sondern auch eine authentische Figur ins Leben gerufen. Sie ist gleichzeitig stark und schwach. Sie hat Zweifel und Angst, aber gleichzeitig auch Mut ungewöhnliche Wege zu gehen. Und ja ein wenig verrückt ist sie auch, denn wer denkt denn wirklich, dass der Plan ein Theater aus einer alten Scheune zu erbauen funktionieren kann?

Wollte ich den Roman anfangs noch zur Seite legen, bin ich nun froh, dass ich es nicht getan habe, denn nicht nur Romy sondern auch das kleine Dorf und seine Bewohner sind mir ans Herz gewachsen und ich wollte gar nicht mehr gehen.

Fazit
"Romeo und Romy" ist ein Buch über Freundschaft, Loyalität und über den Zauber des Neuen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten vergebe ich dennoch gerne 4 Sterne.