Die Romy von Großzerlitsch

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Romy ist Schauspielerin, selbst ihre Funktion als Souffleuse spielt sie mit einem solchen Herzblut, dass sie der Schauspielerin, die im Theater die Rolle der Julia spielt, fast die Show stiehlt. Jedenfalls wird sie dann arbeitslos und kehrt zurück in ihr Heimatdorf, nach Großzerlitsch. Hier tritt sie ihr Erbe an, denn ihre Tante ist gerade gestorben. Überhaupt besteht das Dorf nur noch aus Alten – und diese sind in Konkurrenz getreten um die letzten beiden Plätze auf dem Friedhof: wenn diese voll sind, werden alle weiteren Toten auf dem Friedhof von Kleinzerlitsch begraben – und jeder weiß doch, dass dort nur Idioten wohnen. Deshalb versucht jeder der Alten, einen der beiden verbliebenen Plätze zu ergattern und sich umzubringen. Das unterbindet Romy recht schnell. Doch bald droht sie selbst in der Depression zu versinken, denn sie bekommt keine weitere Stelle als Schauspielerin. Da scheint eine neue Idee die Rettung für alle zu sein: Aus der alten Scheune neben ihrem Haus baut sie ein elisabethanisches Theater, um dort Romeo und Julia aufführen zu lassen. Nach einigem Zögern machen alle im Dorf mit, und bald weht neuer Lebensmut durch die Straßen von Großzerlitsch.
Noch viele weitere Hürden muss Romy bezwingen, unter anderem kämpft sie mit Geldnöten, macht Bekanntschaft mit ihrem Vater, den sie nie kennengelernt hatte, muss sich mit dem Bauamt herumschlagen… Doch es gibt nichts, was sie nicht wirklich erledigen kann. Das Ende ist natürlich vorhersehbar, in diesem Buch geht es eher um den Weg, der zum Ziel führt. Dieser Weg wird äußerst kurzweilig und mit viel Augenzwinkern geschildert.
Der Einstieg in das Buch hat mich sofort zum Lesen verführt, denn gleich mit den ersten Seiten schafft es der Autor, den Leser aufs Glatteis zu führen, so dass der erste Lacher schon umgehend gesichert ist. Dieser Sprachstil wird auch weiterhin durchgezogen, der Autor nutzt mit Wonne jede nur mögliche Situationskomik aus. Schade, dass dadurch die Charaktere etwas platt bleiben, denn sie werden zunächst jeder mit seinen besonderen Eigenheiten dargestellt. Andererseits ist dann die Trauer nicht so groß, wenn dann doch mal einer der Alten wegstirbt. Romy selbst, die ja ein großes Projekt umsetzen will, erscheint manchmal doch arg naiv, das macht diese Protagonistin doch etwas unglaubwürdig. Dann gibt es ja auch noch die Liebesgeschichte zwischen Romy und Ben, auch hier ahnt man schon bald, wohin der Hase läuft… Meiner Meinung nach wäre weniger hier etwas mehr gewesen, ich hätte gut und gerne die Verwicklungen der Liebesgeschichte gekürzt.
Insgesamt bin ich mit der Hauptperson dieses Buches nicht richtig warm geworden, hier hat mir dann doch einiges Verständnis für sie gefehlt. Deshalb kann ich leider nur vier Sterne vergeben, letztendlich ist es eine nette Lektüre mit einer großen Prise Humor, der für einige interessante Lesestunden in eine ganz eigene Welt entführt.