Romeo & Julia im Erzgebirge

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waterlilly Avatar

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Da ich von Andreas Izquierdos Bestseller „Der Club der Traumtänzer“ schon viel gutes gehört, es jedoch noch nicht selbst gelesen habe, war ich sehr erfreut, als ich das neue Buch „Romeo & Romy“ des Autors von vorablesen bekommen habe.

Das Cover des Romans ist sehr ansprechend gestaltet und das versteckte Liebespaar im Schriftzug erweckt die Hoffnung auf eine romantische Lektüre.
Tatsächlich steht hier jedoch weniger eine Liebesbeziehung im Vordergrund sondern die 25-jährige Romy, die davon träumt, eine erfolgreiche Schauspielerin zu sein. Bisher hat sie es jedoch nur zur Souffleuse einer mittelklassigen Produktion gebracht und auch diesen Job verliert sie nach einem Flirt mit dem männlichen Hauptdarsteller.
Der plötzliche Tod ihrer Großmutter bringt sie zurück an den Ort ihrer Kindheit, ein kleines Dorf im Erzgebirge. Hier in Großzerlitsch leben nur noch wenige Alte, zwischen denen ein trauriger Wettstreit entbrannt ist. Jeder möchte den letzten freien Platz auf dem Friedhof ergattern um nicht im verhassten Nachbardorf begraben zu werden.
Auch wenn Generationen zwischen Romy und den Alten liegen, haben sie doch etwas gemeinsam – es fehlt eine Aufgabe im Leben.
Und plötzlich hat Romy eine Idee. Sie möchte ihre Scheune zu einem elisabethanischen Theater umbauen und alle Dorfbewohner sollen bei der Aufführung von Romeo & Julia mit von der Partie sein. Unterstützung erhofft sie sich von ihrem Schwarm Ben, der aus dem Werbefernsehen bekannt ist.

Ich bin mit ziemlich hohen Erwartungen an „Romeo & Romy“ herangegangen und muss leider sagen, dass diese nicht erfüllt wurden.
Sicherlich, ein Theater wird nicht an einem Tag erbaut, aber die Schilderungen vom Baufortschritt, unterbrochen von gemeinsamen Mittagspicknicks und Abendessen in der Dorfkneipe zogen sich zuweilen ziemlich in die Länge. Die ersten zwei Drittel des Buches sind eine recht gemütliche Fahrt und obwohl ich den Schreibstil von Andreas Izquierdo sehr angenehm und flüssig zu lesen fand, kam hier und da dennoch ein wenig Langeweile beim Lesen auf.

Der Fokus liegt überwiegend auf der Protagonistin Romy, dennoch blieb mir diese bis zum Schluss etwas fremd. Auch die erhoffte Liebesgeschichte ist mehr eine Randerscheinung. Tatsächlich fand ich oftmals den Nebenplot fesselnder als die Haupthandlung. So hat mich zum Beispiel sehr berüht, was den beiden Damen Bertha und Hilde sowie dem Verkaufsfahrer Emil widerfahren ist.

Im letzten Drittel des Buches nimmt die Handlung an Tempo auf und endete mit einigen wirklich sehr bewegenden Szenen, die für mich das Highlight des Romans darstellten und wofür es sich definitiv gelohnt hat bis zum Ende durchzuhalten.