Romeo und Romy – Mehr als eine tragische Liebesgeschichte

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nicky_g Avatar

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„Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.“ Shakespeare

Für Romy kommt es knüppeldick: erst verliert sie ihren Job als Theatersouffleuse, dann erfährt sie, dass ihre geliebte Oma Lene verstorben ist. Als sie zu deren Beerdigung in ihr kleines Heimatdorf im Erzgebirge fährt, ahnt sie nicht, welche Änderungen das nicht nur für ihre Zukunft nach sich ziehen wird, sondern auch für die anderen Dorfbewohner. Denn Romy hat eine Idee, wie sie nicht nur frischen Wind in das Kaff bringen und ihre „Alten“ motivieren kann, sondern auch wie sie ihren Wunschtraum erfüllen kann. Allerdings ist der Weg steinig. Wird sie es trotzdem schaffen? Und kann Ben, ihr ehemaliger Kollege, ihr dabei helfen?

Leicht und schwungvoll beginnt die Geschichte, wird angereichert mit Zitaten aus Shakespeares berühmten Stück und findet selbst in der Entlassung Romys noch Wortbilder, die einen schmunzeln lassen. Der Leser wird direkt von Romy und ihrer Geschichte eingenommen und sieht ihr gerne über die Schulter während der Vorbereitungen zur Premiere, und man hofft, dass ihre Kündigung ihr einen guten Neustart bescheren wird.

Als Romy in ihr Dorf zurückkehrt, lernt man ihre Nachbarn kennen, die durchweg alt und in ihren Ansichten und Lebenseinstellungen eingefahren sind. Dies eröffnet sich einem makaber und abstrus, aber zumeist liebenswürdig und amüsant. Die Charaktere sind sympathisch und werden individuell dargestellt, so dass man zwar das Gefühl hat, dass sie einem bekannt vorkommen, aber sie keineswegs 08/15 sind.

Schön beschriebene Bilder wie „Sie konnte hier nicht rumsitzen und dabei zusehen, wie ihre Lebenszeit in langen Schlieren von der Wand herablief, um anschließend in träge schimmernden Pfützen zu verdunsten.“ (S. 69) sorgen für angenehmen Lesegenuss. Besonders gefallen mir die kleinen, unvollständig erscheinenden Sätze, die der Geschichte eine gewisse Dynamik geben.

Ein ganzer Kosmos findet sich in diesem Dorf mit all seinen Tragödien und Komödien und allen Facetten des Lebens. Das wirkt gerade zum Ende hin ziemlich überbordend und einfach zu viel. Es türmen sich die Probleme derart auf, dabei möchte man einfach nur der Theatereröffnung entgegenfiebern. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen.

Dennoch spürt man, wie sich eine Idee ihren Weg bahnt, wie sich Menschen aus ihrem Kokon befreien können und sich – unabhängig vom Alter – etwas zutrauen.