Wunderlieblich auf originellen Seitensträßchen

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Romeo und Romy ist eine feine, kleine Liebesgeschichte! Auf originellen Seitensträßchen läßt Andreas Izquierdo seine Romy auf ihr Ziel zusteuern. Das Ziel ist ein elisabethanisches Theater in Großzerlitsch. Großzerlitzsch hat mir wunderlieblich gefallen. Manche Figuren habe ich liebgewonnen, z.B. Bella und Karl, für die ich jedoch gegen Ende gerne das Drehbuch umgeschrieben hätte, aber mei, ich hatte nichts zu sagen. Oder Berta und Hilde, die meinethalben noch mehr Raum hätten einnehmen dürfen.

Die Geschichte ist originell und verzwickt, mit sich immer wieder neu ergebenden Wendungen. Eigentlich wird ein ernstes Thema, die Tragik der abgehängten alten Menschen aus kleinen Orten, aus denen die Jugend abgewandert ist, in ein heiteres Gewand gekleidet, aufgelegt. Das gefällt mir sehr gut, denn warum sollte man im Alter und über das Alter nicht lachen dürfen. Alter ist immer noch ein zu großes Tabu. Ein ernstes Thema hübsch anzuziehen, um in der Sprache des Autors zu sprechen, ist eine Kunst!

Doch gab es manches Seitensträßchen in der Erzählung, auf das ich ungern abgebogen bin. Nicht, dass nicht jedes, für sich genommen, originell gewesen wäre. Auch der feine Humor des Autors und seine netten Vergleiche haben mich oft schmunzeln lassen; ich konnte bei mancher Formulierung den Autor beinahe ein bisschen grienen sehen! Doch ich fühlte mich abgelenkt. Ehrlich gesagt, ich hätte die Straße vom Berg hinab ins Dorf um manche Serpentine gestrichen. Hab aber nix zu sagen gehabt, wie bereits erwähnt.

Stilistisch gibt es auch einige Kleinigkeiten zu bekritteln, die ich aber verziehen hätte, wenn ich nicht so viele Abzweigungen hätte nehmen müssen.

Fazit: Eine süße Geschichte, die um so süßer ist, als dass sie nicht süßlich ist. Wenn ihr versteht, was ich meine.

Verlag: Insel Verlag, 2016
Kategorie: Leichte Muse.