Nicht so stimmig

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
kiira Avatar

Von



Roofer hat mich interessiert, da man ja tatsächlich schon häufiger Videos auf Youtube gesehen hat, bei denen Jugendliche waghalsige Klettererlebnisse filmen. Und da das ganze auch noch in Frankfurt- also praktisch nur einen Katzensprung entfernt- spielt, war ich sehr neugierig, was dieser Jugendroman bereithielt.

Alice wächst in einem wohlhabenden Elternhaus auf, doch trotz des Wohlstandes fehlt es ihr an Halt. Ihren Stiefvater kann sie nicht ausstehen, ihre Mutter liegt ständig mit Migräne im Bett und der einzige Sonnenschein in ihrem Leben ist ihre stets gut gelaunte beste Freundin Nasti. Nasti ist ganz anders aufgewachsen als Alice und genießt viel mehr Freiheiten als sie. So kommt es, dass Nasti sich mit einem Roofer einlässt.
Schnell wird Nasti in die Clique integriert und auch Alice ist ab und an vor Ort, wenn wieder ein Video über den Wolken gedreht werden soll.

Nik ist obdachlos und irgendwie auch Teil der Roofer-Clique. Von ihnen bekommt er ab und an Essen für sich und seinen Freund Janosch. Als er Alice sieht, merkt er sofort, dass sie anders ist, als der Rest der Clique und die beiden kommen sich näher.

Leider war die Gesamtstory für mich gar nicht stimmig. Denn einmal wird gesagt, Nasti habe die Jungs “letzte Woche” kennengelernt und einige Seiten später gehört sie “schon lange” dazu. Sie denkt, sie hätte die Liebe ihres Lebens gefunden, setzt ihr Leben aufs Spiel und lässt sich ein Tattoo stechen, für einen Kerl den sie erst eine Woche kennt (so “beknackt” sind nichtmal Teenager, sorry).

Nasti schreit Alice an und in der nächsten Sekunde sind sie wieder beste Freunde, nur um zwei Seiten weiter wieder ohne Grund zu streiten. Auch da kamen mir die Stimmungswechsel etwas willkürlich vor.
Zudem gab es noch kleinere Ungereimtheiten: Alice ritzt sich und erzählt von ihrer fehlgeschlagenen Therapie. Gründe dafür werden explizit nicht genannt und auch von ihrer Mutter wird nichts mehr dagegen unternommen.
Alice muss mit ihren Eltern zu einem Lehrergespräch, was dann jedoch nie mehr erwähnt wird

Von Nik erfährt man nie, warum er obdachlos geworden ist. Er sollte ins Heim (aus welchem Grund seine Mutter ihn ins Heim steckt ist ebenfalls unklar).
Es wird beschrieben, dass er das Lesen von der Nachbarin “Großmutter” gelernt habe, dann wiederum sagt er, dass er Gedichte schon in der Schule gemocht habe.

Ich finde es wirklich schade, dieses Buch so kritisieren zu müssen, aber ich habe mir einfach viel mehr darunter versprochen und das Buch hatte sogar Ansätze, um viel mehr aus den Charakteren herauszuholen, die aber leider im Sande verlaufen sind und nicht weiter erwähnt wurden.

Einen Pluspunkt habe ich dann aber doch noch: Die Idee mit dem gefundenen Gedichtband hat mir wirklich gut gefallen.

Auch ein Zitat sollte hier Erwähnung finden: “Ich war wütend. So wütend. Wütend auf meinen Vater, der viel zu früh einfach gegangen war, wütend auf meine Mutter, die Abhängigkeit mit Liebe gleichsetzte. Wütend auf Ralph, für den die Liebe nur nach körperlicher Befriedigung suchte, wütend auf Trasher, für den die Liebe Eigentum bedeutete, und am schlimmsten war die Wut auf mich selbst.”