Poesiealbumsreise

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In ihrem Roman „Rosen, Tulpen, Nelken“ beschreibt Heike Wanner das Leben der jungen Physikdozentin Sophie Lensing und ihre Entdeckungsreise durch das Leben ihrer Mutter. Schon als Sophie noch ein Kind war ist ihre Mutter gestorben und sie wusste nur sehr wenig von ihr. Doch schon seit sie etwa vier Jahre alt ist, ist ihr Vater mit ihrer Stiefmutter verheiratet, weil Sophie eigentlich nur ein Unfall war und größtenteils von ihrer Mutter alleine großgezogen wurde. Doch das hieß nicht, dass sie ungeliebt gewesen wäre. Ganz im Gegenteil – sowohl bei ihrer Mutter, als auch bei ihrem Vater fühlte sich Sophie von klein auf geborgen. Als nun Jahrzehnte später das Grundschul-Poesiealbum ihrer Mutter auftaucht und Sophie keinen einzigen Namen daraus kennt, beschließt sie spontan, dass sie mehr über das Leben ihrer Mutter herausfinden will und besucht deren Grundschulfreunde. Dazu trägt auch bei, dass ihre momentane Lebens- und Beziehungssituation alles andere als gut ist. Sophie hat ein Verhältnis mit ihrem älteren und verheirateten Vorgesetzten. Sie liebt ihn wirklich, ist sich aber nicht so sicher ob das bei ihm genauso ist, denn auch wenn er immer verspricht es bald seiner Frau zu erzählen und einen Schlussstrich zu ziehen, ist es doch Sophie, die Wochenende um Wochenende allein verbringen muss. Ihr ist klar, dass das nicht so weitergehen kann, oder dass sie zumindest eine Auszeit braucht. Sophies beste Freundinnen (eine Germanistin und eine Fitnessstudiobesitzerin – unterschiedlicher geht es kaum) sind beim Abenteuer auch mit von der Partie und die drei werden schon ganz am Anfang als ziemlich lustiger Haufen dargestellt.

 

Mein erster Eindruck: Bei „Rosen, Tulpen, Nelken“ scheint es sich um eine Mischung aus Liebes- und  Freundschaftsroman zu handeln, mit einem Forscherdrang für die Vergangenheit und viel Nostalgie. Die Freundschaft der drei Frauen und ihre Unterschiede machen die Erzählung abwechslungsreich und unterhaltsam. Allerdings ist mir die Motivation der Hauptperson nicht ganz klar, denn sie macht sich Sorgen, weil ihre Mutter die Menschen, die ihr in der Grundschule als beste Freunde ins Poesiealbum schrieben, nie erwähnt oder sie getroffen hat. Als ihre Mutter starb war sie wahrscheinlich zwischen dreißig und vierzig Jahre alt. Ich bin jetzt 22 und von meinen Grundschulklassenkameraden weis ich kaum noch etwas, auch von meinen damals besten Freunden. Manche habe ich durch Zufall im Dorf oder an der Uni (!) wieder getroffen und dadurch erfahren wie es ihnen geht, aber 90 % habe ich bestimmt seit 10 – 12 Jahren nicht mehr gesehen, oder auch nur von ihnen gehört, und ich lebe in einem 4000-Seelen-Ort. Da möchte ich nicht wissen, wie viel schlimmer das noch in der Stadt ist. Deswegen finde ich es etwas seltsam die Grundschulfreunde der Mutter suchen zu wollen um etwas über ihr Leben zu erfahren. Studien- oder Arbeitskollegen wäre da wohl besser geeignet. Aber insgesamt halte ich es für eine lustige und abenteuerliche Idee und hoffe dass das Buch so unterhaltsam weitergeht wie es begonnen hat.