Verwelkte Freundschaft

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
dicketilla Avatar

Von


Sophie Lensing, meint mit dem richtigen Make-up ginge sie vielleicht als irische Prinzessin durch.
Ihre roten Locken, Sommersprossen hatte die fasst 30 jährige Physikdozentin längst akzeptiert.
Ansonsten führte sie ein eher übersichtliches Leben, in dem der einzige Wehmutstropfen ihre Beziehung zu ihrem verheirateten Kollegen Martin ist. Ihr Abend endete immer mit einem Blick in ihr Facebook-Account .Ihre Freundin Sandra, Deutschlehrerin, verabschiedet den Tag immer mit einem Spruch oder Zitat, wogegen Vanessa, Besitzerin eines Fitnessstudios, über ihre sportlichen Aktivitäten berichtet. Selbst Martin lässt einen Gruß zurück, an die heimliche Geliebte, die sie war.
Mit 7 Jahren verlor Sophie ihre Mutter, lebte seitdem bei ihrem Vater und dessen Frau. Diese machten sich jetzt auf eine 6 monatige Tour quer durch Australien auf. Sophie vermisste schon jetzt ihre gemeinsamen Wochenenden.
Über ihren neuer Nachbar Luca Vianello, ärgerte sie sich oft, obwohl er eigentlich ein attraktiver Mann war, bei ihrer Freundin Vanessa allerdings sofort den Jagdtrieb auslöst. Im Briefkasten steckt ein Umschlag, den ihr Rosi, ihre Stiefmutter, eingeworfen hatte, in dem sie ein Poesiealbum befindet, welches Rosi bei Aufräumarbeiten im Keller fand. Es ist von Sophies leiblicher Mutter, die es als 9 jährige 1972 von ihrer Oma geschenkt bekommen hatte. Ihre Mutter hatte ihr nicht viele Erinnerungsstücke hinterlassen, so sah sie das Album als besonderen Schatz an.
Sie fand Namen, die sie auf die Idee brachten mehr über ihre Mutter zu erfahren. Dank Internet waren bald einige Adressen gefunden. Zwei ehemalige Freundinnen freuten sich über Sophies Nachfrage und luden sie zu sich ein. Marita, die ehemals beste Freundin der Mutter lebte auf einem Bauernhof, und dann war da noch die Brieffreundin aus der ehemaligen DDR, die noch Briefe und Fotos besaß. Die Klavierlehrerin der Mutter, Romana Rautenberger, war inzwischen eine bekannte Politikerin geworden, reagierte aber nicht.
Die drei Freundinnen machten sich mit dem alten Wohnmobil von Sandra auf die Reise, eine Reise in die Vergangenheit, die für Sophie sehr unterschiedliche Wahrheiten bereithielt, und auch eine Bewährungsprobe ihrer eigenen Freundschaft wurde.

Eine schöne Idee, die sofort an die Zeit der eigenen Poesieeintragungen denken lässt. Die Freundinnen sind sehr unterschiedlich, und man fragt sich wie sie zueinander gefunden haben. Sandra, mit ihrem eigenwilligen Modegeschmack, gerade frisch verheiratet, engste Vertraute von Sophie. Vanessa, scheint etwas oberflächlich, lebenslustig, will das Leben auskosten, ein Vulkan, der schnell ausbricht, und Unruhe in die Freundschaft bringt. Aber die Mischung macht es, und so zeigt uns Heike Wanner ein Bild von Freundschaften, mit dem Hintergedanken daran festzuhalten.
Die Geschichte liest sich schnell, man folgt Sophie interessiert auf ihrer Reise, eine Reise voller neuer Einblicke in das Leben ihrer so früh verstorbenen Mutter.
Leider war das Ende dann doch etwas zu vorsehbar, wobei ich mir eher ein offenes Ende gewünscht hätte, dass mehr Freiraum für unterschiedliche Möglichkeiten gelassen hätte.

Freundschaften sind etwas ganz Besonderes, und sie kommen oft nicht von allein, man muss ständig an ihren arbeiten, sie pflegen, dann können sie nicht verwelken, sondern halten mit etwas Glück ein Leben lang.