Die andere Seite des amerikanischen Traums

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Die guten Zeiten sind schon lange vorbei in Buell, Fayette County, Pennsylvania. Nach Schließung der Stahlfabrik und Verlust der meisten Arbeitsplätze ging es steil bergab mit der Region. Und auch die beiden Hauptfiguren in Philipp Meyers "Rost" fürchten sich hier auf dem Abstellgleis zu befinden, noch vor dem eigentlichen Beginn ihres Lebens am Ende zu sein. Dabei stecken beide so voller Hoffnungen. Isaac, 20, der Kleine, Sensible, bester Schüler der Stadt, träumt davon in Kalifornien Astrophysik zu studieren. Doch während es seine Schwester nach Yale geschafft hat, kümmert er sich nach dem Tod seiner Mutter um den Vater. Nun will er endlich raus, klaut "dem Alten" 4000 Dollar und macht sich auf den Weg. Er hofft, sein bester Freund Poe wird ihn begleiten. Poe war ein hoffnungsvoller Footballer, diverse Stipendien an Universitäten wurden ihm angeboten. Und doch haust er mit seiner Mutter mehr schlecht als recht in einem Trailer und kriegt sein Leben nicht in den Griff, neigt auch immer wieder zu Gewalt. Die beiden sind nur ein kurzes Stück gegangen, da suchen sie Unterschlupf vor einem Gewitter in einer alten Fabrik. Dort geraten sie mit drei "Pennern" aneinander, im Verlauf wird Isaac einen davon in Notwehr töten. Was sollen sie nun tun? Fliehen, stillhalten, zur Polizei? Als dritte Perspektive neben den Jungen wird Poes Mutter gezeigt. Auch sie mit gescheiterten Träumen, fühlt sich einfach nur alt und hofft auf die Rückkehr ihres Mannes, der sie sitzengelassen hat. Auch wenn sie weiß, dass das nur ein fauler Kompromiss ist. Ein trauriges, berührendes, sehr glaubwürdiges Szenario. Schon nach den wenigen Seiten nimmt man Anteil am Schicksal der Personen und möchte sie weiter begleiten. Ansprechender, sicher etwas anspruchsvoller, aber gut lesbarer Stil. Eine sehr vielversprechende neue Stimme der amerikanischen Literatur.