Totsein entbindet dich nicht der Verantwortung...

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viviace Avatar

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... dem Leben gegenüber.

Bereits auf der 3ten Seite war ich völlig gefesselt von diesem Buch, obwohl ich sonst keine Lust habe, mir Geschichten über "kaputte Typen" anzutun.

Und wirklich ist von Anfang an die Schilderung der Protagonisten und der Landschaft, in der sie sich befinden, absolut deprimierend. Der Erzählstil jedoch lässt kein Mitleid aufkommen, er ist nicht klagend, sondern sozusagen sachlich. Man ist sofort in der Geschichte drin und kann sich die Protagonisten bildlich vorstellen, ist nicht mal abgeschreckt oder angeekelt, sondern von Anfang an neugierig, wie es mit ihnen weitergeht.

Es ist noch nicht ganz Frühling in Pennsylvania, an diesem späten Nachmittag liegt Schnee in der Luft. Isaac English hat seinem Vater, dem Alten, wie er ihn nennt, 4000.- US$ gestohlen und sich auf und davon gemacht. Er ist ein Träumer, ein kleiner, schmächtiger 20-jähriger, der bisher mit seinem Leben nicht viel angefangen hat. Viele Gedanken gehen ihm durch den Kopf, während er zu Fuß durch die ehemalige Stahlregion wandert, die sich die Natur langsam wieder erobert.

Isaacs Familie ist nicht die typische amerikanische Durchschnittsfamilie. Seine Mutter ist tot, ertrunken bei einem Einbruch ins Eis. Sein Vater ist pflegebedürftig und ein Tyrann. Isaacs ältere Schwester Lee ist verheiratet und hat ein Kind, zum Rest der Familie hat sie den Kontakt abgebrochen - aus welchem Grund erfährt man auf den ersten 23 Seiten nicht, kann sich aber vorstellen, dass sie als Yale-Absolventin ihre Vergangenheit nicht mit in ihr neues, angenehmes Leben mitnehmen will.

Isaac möchte sich nach Pittsburgh und weiter nach Kalifornien durchschlagen, allerdings am liebsten nicht allein, sondern mit seinem alten Freund Billy Poe. Auch Poe ist ein Verlierertyp, im Gegensatz zu Issac zwar groß und kräftig, jedoch völlig antriebslos. Eigentlich hätte Poe Footballspieler an einer der vielen amerikanischen Unis werden können, doch mangels Entschlusskraft wohnt er immer noch zusammen mit seiner Mutter in einem alten Trailer. Er ist ein Schläger, einer Gefängnisstrafe nach schwerer Körperverletzung ist er anscheinend nur entkommen, weil seine Mutter ein Verhältnis mit dem Polizei Chief hatte, der Poe rausgepaukt hat. Nachdem Poe auch noch seinen Job in einem Eisenwarenladen verloren hat, beginnt er völlig abzurutschen, er ist ungepflegt und trinkt zuviel Bier.

Als Isaac bei Poe ankommt, ist dieser eigentlich nicht geneigt, mitzukommen, entschließt sich jedoch, den Freund zumindest ein Stück weit zu begleiten. Das Verhältnis der beiden ist eine Mischung aus echter Freundschaft und "man kennt sich eben schon lang". Poe fragt sich gelegentlich, wieso er eigentlich mit dem kleinen Isaac befreundet ist, der Leser kommt zu dem Schluss, dass Poe Isaacs Intelligenz anerkennt und auch insgeheim bewundert. Außerdem wäre Poe während seiner Jugendzeit gern an Isaacs Schwester rangekommen und wollte die Freundschaft zu Isaac dafür nutzen. Vor einigen Monaten hat Poe Isaac das Leben gerettet, nachdem dieser im Eis eingebrochen war.

Als die Dämmerung hereinbricht, machen es die beiden sich in einer alten Fabrikhalle gemütlich, sogar ein Feuer in einem alten Ofen entzünden sie. Die Atmosphäre ist entspannt, bis auf einmal drei Männer hereinkommen und die Halle für sich beanspruchen. Man kommt ins Gespräch, es bricht kein offener Streit aus, aber Isaac hat ein unbehagliches Gefühl und möchte den Ort lieber verlassen. Er gibt vor, austreten zu müssen und nimmt seinem Rucksack mit nach draußen. Poe jedoch, im Gefühl der Überlegenheit, bleibt sitzen und erwägt, die drei Männer zu verprügeln, als er selbst urplötzlich zum Opfer wird. Einer der Männer setzt ihm ein Messer an die Kehle - verletzt ihn auch leicht - und fasst ihm an die Genitalien.

Isaac, der draußen wartet, bemerkt den ausbrechenden Tumult. Er sieht sich nach einer Waffe um, findet eine Stahlkugel, nimmt sie und stürmt zurück in die Halle. Ohne groß darüber nachzudenken, wirft er die Kugel Otto, einem der Bedränger Poes, an den Kopf. Otto fällt um und bereits zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass er nicht wieder aufstehen wird. Isaac und Poe nehmen die Beine in die Hand und flüchten, allerdings bleibt Poes Football-Jacke am Tatort zurück. Die beiden trennen sich, jeder geht zu sich nach Hause. Nun hat Isaac ausgeglichen, auch er hat den Freund gerettet.

Poes Mutter Grace sitzt frierend in ihrem ungeheizten Trailer und macht sich Gedanken über ihr verpfuschtes Leben, als sie ihren Sohn draußen bemerkt, zu ihm geht und ihn halberfroren reinholt. Nachdem Poe sich in der Badewanne aufgewärmt hat, kommt sein Vater, der die Mutter schon vor langer Zeit verlassen hat, vorbei. Die beiden haben sich wieder angenähert und Grace denkt darüber nach, ihren Mann wieder bei sich einziehen zu lassen. Poe verzieht sich, weil er seinem Vater nicht begegnen will. Ihm fällt mit Schrecken ein, dass seine Football-Jacke - inklusive Name und Spielernummer - noch immer neben einer Leiche liegt. Die beiden Freunde müssen unbedingt die Jacke vom Tatort entfernen, bei Poes Vergangeneheit wird ihnen niemand glauben, dass es sich um Nothilfe handelt.

Unterdessen ist auch Isaac wieder zu Hause angekommen. Als er am Morgen erwacht und herunterkommt, verliert sein Vater kein Wort über den Diebstahl.

Leider endet hier die Leseprobe, ich möchte sehr gern wissen, wie es weiter geht und hätte das Buch vermutlich auf der Stelle verschlungen. Gern würde ich dieses Buch vorab lesen!

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Entweder man lebt, oder man ist konsequent. (Erich Kästner)