Rust belt oder Bye, bye american dream

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elke17 Avatar

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Von der amerikanischen Kritik wurde der Roman von Philipp Meyer euphorisch besprochen. Deshalb bin ich auch mit sehr großen Erwartungen an die Lektüre gegangen, die aber schlußendlich nur teilweise erfüllt wurden. Aber dazu etwas später mehr...

Handlungsort des Romans ist Buell, eine  Kleinstadt in Pennsylvania, gelegen im ehemaligen "Rust belt" (Rostgürtel) , dem ältesten Industriegebiet im Nordosten der USA. Die Stahlindustrie ist längst aus der Stadt verschwunden und das Leben der Einwohner besteht im wesentlichen aus "hätte" und "könnte".

Erzählt wird die Geschichte von Issac, der alleine mit seinem Vater lebt und diesem 4000 Dollar gestohlen hat, um dieses triste Leben endlich hinter sich zu lassen und Richtung Kalifornien zu ziehen. Dort möchte er Astrophysik studieren.

Ihn begleiten soll sein Freund Poe, nicht unbedingt der Hellsten einer, sondern ein ehemaliger Highschool Footballer, der seine glorreiche Zukunft schon hinter sich und sich von seinen Träumen verabschiedet hat - 'white trash', der mit seiner kranken Mutter in einem Trailer haust.

Poe möchte nicht mitkommen nach Kalifornien, sondern Isaac nur ein Stück auf dem Weg begleiten. Wegen eines Regenschauers suchen die beiden Freunde Schutz in einer verlassenen Maschinenhalle und etwas später kommen drei Männer, die ebenso unterwegs sind wie die beiden, in das leerstehende Gebäude. Issac fühlt sich in deren Gesellschaft unwohl und geht unter einem Vorwand nach draußen, sein Freund bleibt. Als er plötzlich Poe schreien hört, läuft er zurück und sieht, dass die Typen seinem Freund Schlimmes antuen wollen. Er überlegt nicht lang, sondern schnappt sich eine Eisenkugel und wirft diese mit voller Wucht einem der Angreifer ins Gesicht, woraufhin dieser auf der Stelle blutend zu Boden geht und tödlich getroffen ist....

Philipp Meyer erzählt in einer klaren, bildhaften Sprache die Geschichte einer Freundschaft und die Geschichte  eines Aufbruchs. Schuld und Sühne, aber vor allem Loyalität ist das große Thema des Romans. Meyer setzt das eigentlich ganz gut um, womit ich aber immense Probleme hatte, waren die endlosen Wiederholungen der Lebensumstände in dieser sterbenden Stahlregion und die daraus resultierende Passivität der Protagonisten. Fatalistisch nehmen sie ihr Schicksal an, lediglich Issac und seine Schwester Lee suchen einen Ausweg.

Und das ist meiner Meinung nach auch die große Schwäche des Romans. Meyer beschreibt sehr gut, aber durch diese ständig vorhandene Depression hat es zumindest mir keine große Freude bereitet, das Buch zu lesen. Endlose Wiederholungen, so dass ich manchmal ausrufen wollte "Ja, wir wissen wie schlecht es euch geht".

Stellenweise musste ich mich regelrecht zwingen weiterzulesen, aber ich habe durchgehalten bis zum Ende dieser Geschichte. Aber nun bin ich auch froh, dass ich das Buch zuklappen kann und werde mir jetzt erstmal eine optimistischere Lektüre aus dem Regal holen.