"Dass das bloß kein böses Ende nimmt ..."

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panthorina Avatar

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Alexander bezieht als alleinerziehender Vater einer drei Monate alten Tochter nach Weißrussland. Seine neue Nachbarin Tatjana, eine ältere Dame mit Demenz, beginnt ihm seine Lebensgeschichte zu erzählen. Im Alter von zehn Jahren zieht sie mit ihrem Vater, ein gebürtiger Russe, aus dem Londoner Exil zurück nach Russland. im Jahr 1910 ist das Ende des Kaiserreiches und die Veränderungen in der Gesellschaft bereits spürbar. Anhand von Tatjanas Schicksal zeichnet der Roman die Geschichte der Sowjetunion und den menschenverachtenden Umgang des Regimes mit Menschenleben nach. Besonders grausam empfand ich den Umgang im Hinblick auf die Kriegsgefangenen, denen aus politischem Kalkül sogar die Hilfe durch eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz verweigert wurde. Ein wenig zu kurz kam für mich die im Klappentext angekündigte Freundschaft der beiden Protagonisten, ich empfand es eher so als wären sich zwei Menschen zufällig begegnet und erzählen sich bei dieser Gelegenheit ihre Geschichte. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Emotion gewünscht. Sehr angesprochen hat mich die Genauigkeit mit der der Autor Originaldokumente aus dem Herzen des russischen Staatsapparates zusammengetragen und in den Roman eingebaut hat. Dies bringt die Stimmung der damaligen Zeit dem Leser nahe ohne dabei reisserisch zu wirken.