Ein wichtiges Buch, ein schweres Buch...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
merkurina Avatar

Von

Nach Klappentext und Leseprobe war mir schon klar, dass dieses Buch thematisch einiges zumutet. Dennoch beginnt es - die beiden Protagonist*innen treffen sich, der junge Alexander ist eher genervt von der dementen alten Dame, die ihm unbedingt etwas erzählen will - dialogisch, ironisch und dadurch etwas leichtfüßig.
Diese Balance kann das Werk dann aber nicht halten. Im Mittelpunkt steht weitgehend die von Angst und Schrecken durchfurchte Lebensgeschichte der Greisin Tatjana, eine mahnende Dokumentation stalinistischer Willkür und Brutalität.
Diese Dokumentation im Namen der Opfer ist sehr wichtig und dankenswert - und ich kann mir auch die Herkulesarbeit eines Schriftstellers, der wie eine Bugwelle historisches Material voller Grausamkeiten vor sich herschiebt, wohl vorstellen. Denn genau dies tut Filipenko. Seitenweise wird die Erzählung unterbrochen durch Briefe und Dokumente; Dialoge und literarische Eleganz werden aufgegeben zugunsten eines eher spröden Stils.
Ich gebe dem Buch vier Sterne, da ich es für ein wirklich wichtiges Buch halte. Und nicht fünf, da mir wie beschrieben, das literarische Konzept nicht wirklich aufzugehen scheint.