Eine Erinnerung gegen das Vergessen

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feeona Avatar

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Sasha Filipenko schafft mit seinem Roman eine Erinnerung gegen das Vergessen.
Zwei Protagonisten, die nichts gemein haben, außer der Einsamkeit und der Trauer des Verlusts.
Alexander, allein-erziehend mit einem Baby, zieht in eine neue Wohnung, um von vorn zu beginnen. Dort lernt er direkt seine Nachbarin kennen. Tatjana ist alt und allein und nicht auf den Mund gefallen, sie drängt Alexander ihre Bekanntschaft quasi auf und auch wenn er am Anfang noch genervt ist, ist diese seltsame Freundschaft doch genau das was er braucht. Gemeinsam begeben sie sich ein letztes Mal in das Reich von Tatjanas Erinnerungen. Sie erzählt ihm vom Krieg, vom Lager und von der Hoffnung, die sie nie aufgegeben hat. Während der Roman viel zurückblickt und an die schrecklichen Zeiten im damaligen Russland erinnert, schafft er es doch auch gut die Kurve zur Gegenwart zu kriegen, und nicht nur den Handlungsstrang zu verbinden, sondern auch hier durchaus kritische Aspekte zur Gesellschaft aufzuzeigen.
Ein großer Roman auf weniger als 300 Seiten. Doch genau das hat mich ein wenig gestört, die Freundschaft der beiden wird nicht wirklich stark beleuchtet. Die Entwicklung zwischen ihnen geht relativ schnell. Zwar ist sie durchaus nachvollziehbar, hier fand ich aber man hätte einige Stellen, wo Dokumente zitiert wurden kürzen können, um diese besondere Beziehung emotionaler darzustellen. Ansonsten fand ich den Roman sehr gelungen, eine gute Geschichte, ein bewegendes Thema, spannende Protagonisten und wundervoll in Worte gefasst. Hier hätte es jedoch für meinen Geschmack wirklich mal etwas länger gehen können.