eine mahnende erinnerung

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maria4000 Avatar

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filipenko hat ein sehr kluges buch geschrieben, das eine eindeutige nachricht übermittelt: vergesst niemals!
die alzheimer-erkranung der 91jährigen tatjana steht dabei metaphorisch für das vergessen eines ganzen schrecklichen kapitels der russischen geschichte. in ihren gesprächen mit dem ebenfalls vom schicksal gebeutelten jungen witwer alexander offenbart sich der schrecken der revolutionszeit, die wirrungen des kriegsbeginns, die wachsende angst, internierungen, lagerzeit, das zerbrechen von familien, unvorstellbare grausamkeit und schließlich: ein neues russland, das verdrängt und vergisst, in dem stalin-denkmäler mit überdimensionalen köpfen ausgestattet werden und die entdeckten massengräber der heimlich erschossenen einer neuen autobahn weichen müssen.
der stil ist schlicht und gut, ich habe den roman innerhalb weniger stunden gelesen und nach der letzten seite gemerkt, dass ich tatjanas erzählungen vermissen werde, so klar steht sie mir vor augen. traurig und nachdenklich hat mich das buch gestimmt und gleichzeitig wütend und aufgeweckt. ein plädoyer für ein erinnern, das uns davor bewahren kann, die gleichen fehler wieder zu begehen.
gern mehr von solch intelligenten, politischen und auch aktuellen geschichten!