Gegen das Vergessen

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Dieser Roman ist wie ein Gewitter. Eines von denen, wo man in Gedanken bis zum Donnerschlag mitzählt.

Es ist von Beginn an klar, dass beide Protagonisten in ihrem bisherigen Dasein ein schweres Päckchen zu tragen hatten. Alexander, der mit seinen jungen Jahren etwas Einschneidendes erlebt hat und das Gefühl von Verlust nur allzu gut kennt. Tatjana, die Zeitzeugin der russischen Geschichte zur Stalinzeit ist. Die Nachbarschaft und ein rotes Kreuz führt die beiden zusammen, die Vergangenheit verbindet sie und währenddessen entwickelt sich eine unvergleichliche Freundschaft.

Sasha Filipenko ist es gelungen, oftmals als heikel geltende Themen und Geschehnisse, mit dem nötigen Maß an Härte und Sensibilität zu erzählen. Manchmal hatte ich während des Lesens das Gefühl, dass Motive wie Alzheimer mit zu wenig Tiefe behandelt werden. Diese Wahrnehmung hat sich am Ende allerdings nicht bestätigt, denn all die Beschreibungen haben in sich zusammen ein stabiles Gesamtbild ergeben. Außerdem hat in der Geschichte weitaus mehr gesteckt als ich auf den ersten Blick vermutet habe.

Der Roman bietet auf seinen 280 Seiten ein nachklingendes Leseerlebnis mit dem richtigen Erzähltempo und nötigen Tiefgang. Sowie Tatjana Alexejewnas Geschichte im Roman nicht in Vergessenheit geraten wird, so bekommt auch der Leser die Möglichkeit ein dunkles Kapitel Russlands nicht zu vergessen.

Mit „Rote Kreuze“ werde ich von nun an vor allem ein Wort verbinden: Eindringlichkeit.