Gegen das Vergessen

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caro.booklover Avatar

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Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt.

Es ist wirklich schockierend, was Tatjana ihrem neuen Nachbarn zu erzählen hat. Das Buch wird aus Alexanders Perspektive geschildert. Die Geschichte der älteren Frau entwickelt sich mit der Zeit und mit ihr die Schrecken der Stalin-Ära. Unvorstellbar erscheint es, was die Menschen damals durchmachen mussten. Welcher Druck auf ihnen lastete. Wie viel Angst sie hatten. Der Autor schreibt diese Geschehnisse sehr eindrücklich nieder. Alexanders persönliche Geschichte dagegen ist natürlich auch sehr traurig, erschien mir aber in diesem Gesamtzusammenhang unnötig. Er hätte auch einfach Tatjanas Zuhörer sein können, ohne eigene Tragik, ihre Geschichte gibt genug her für dieses Buch. Daher rührt auch mein Abzug bei der Sternebewertung. Ansonsten hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich habe wirklich lange geschwankt, ob ich nicht doch die vollen 5 Sterne vergeben soll.

Fazit:
Eine starke Geschichte mit historischem Bezug. Ein Appell gegen das Vergessen und ein Zeugnis des Respekts denjenigen gegenüber, die dieses System überlebt haben, ohne Teil von ihm zu sein.