Kein einfaches Thema...

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lia48 Avatar

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INHALT:
Alexander zieht mit seiner kleinen Tochter nach Minsk in eine Wohnung. Neben ihm wohnt die über 90-jährige Tatjana, die an Alzheimer erkrankt ist und ein rotes Kreuz auf seiner Haustür hinterlässt um wieder nach Hause zu finden. Da fängt die alte Dame an, ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte zu erzählen...

Mit 10 Jahren zieht Tatjana 1920 mit ihrem Vater von England nach Russland.
Eine Zeit, in der viele Einheimische aus Russland vor der Stalin-Herrschaft flüchten.
Nach ihrem Studium arbeitet Tatjana schließlich als Fremdsprachensekretärin im NKID - dem damaligen Außenministerium. Eines Tages fällt ihr ein bedeutender Brief in die Hände: Auf der Liste vom Roten Kreuz findet sie auch ihren Mann unter den russischen Kriegsgefangenen in Rumänien. Kriegsgefangene und ihre Familien werden normalerweise verfolgt. Tatjana muss eine Entscheidung treffen...


MEINUNG:

Die erste Begegnung von Alexander und der alten Dame verläuft nicht wirklich harmonisch. Denn eigentlich hat der neue Nachbar gar kein Interesse daran, sich irgendwelche alten Geschichten anzuhören und würde viel lieber in Ruhe gelassen werden. Doch Tatjana gibt so schnell nicht auf. Und irgendwann hört Alexander gespannt zu...

Tatsächlich kenne ich mich bei der Geschichte Russlands nicht besonders gut aus, wollte aber schon länger mal ein Buch lesen, welches dort spielt. In „Rote Kreuze“ steht die politische Situation während der Zeit Stalins mit im Vordergrund, und damit verbunden auch die schwere Zeit, die Tatjana damals mit all ihren Auswirkungen erleben musste.
Ich fand es ganz gut, um einen Einblick zu bekommen, was damals vonstatten ging.

Tatsächlich hätte ich mir mehr von der Gegenwart und damit auch von der Interaktion zwischen den Protagonisten gewünscht. Ich mochte, wie sie miteinander harmonierten, obwohl sie sich erst nicht leiden konnten. Letztendlich spielt jedoch fast die ganze Geschichte in der Vergangenheit.

Das Buch beinhaltet politische und eher traurige, schwere Themen, weshalb ich etwas Zeit zum Lesen benötigt habe. Es ist kein Buch für zwischendurch. Dadurch war es für mich nicht der richtige Zeitpunkt für diese Lektüre, für die man sich besser etwas Zeit nehmen sollte.

Die Briefe, die Tatjana zum Übersetzen bekommt, bremsten leider meinen Lesefluss, da sie sehr sachlich geschrieben sind.
Emotional konnte mich das Buch nur wenige Male erreichen und eher bei den wenigen Sequenzen, die sich in der Gegenwart zwischen den Nachbarn abspielten.
Häufig war mir der Verlauf sonst etwas zu nüchtern geschildert.

FAZIT: Interessante Thematik und gute Ansätze, doch man hätte meiner Meinung nach mehr daraus machen können, besonders auf der emotionalen Ebene. 3/5⭐️!