Leider nicht mein Fall

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
frollein_wunderbar Avatar

Von

Ich muss leider sagen, dass ich mir unter dem Buch etwas anderes vorgestellt habe. Eine 91-jährige alleinstehende Dame, an Alzheimer erkrankt, erzählt einem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte. Erschütternd, tragisch. Ein dunkles Kapitel der russischen Geschichte, das auf keinen Fall in Vergessenheit geraten sollte. Wie am Ende des Buches, da befinden wir uns im Jahr 2000, deutlich wird, leugnen auch heute noch Menschen in aller Welt die furchtbaren Geschehnisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Soweit, so wichtig, dass darüber geschrieben wird. Sasha Filipenko gelingt es jedoch meiner Ansicht nach nicht, einen Roman drumherum zu stricken. Er bleibt größtenteils journalistisch, wenn Tatjana erzählt wird sie schon bald von einem Erzähler unterbrochen, der einen mit allerhand Telegrammen und Schriftverkehr versorgt. Es kommt keine Vertrautheit auf, keine Freundschaft und keine Sympathie für einen der Charaktere. Auch die Alzheimer-Erkrankung von Tatjana ist unrealistisch, sie ist zu wortgewandt und spricht als ob sie einen Fachvortrag hält, statt aus ihrem Leben zu erzählen.
Für mich ist dieses Buch leider eine Enttäuschung.