Russland unter Stalin

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tsubame Avatar

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In einem Mietshaus in Minsk treffen der junge Alexander und die über neunzigjährige Tatjana Alexejewna aufeinander. Die alte Dame hat ein rotes Kreuz auf seine Tür gemalt, mit Hilfe dessen sie sich im Haus orientiert. Tatjana Alexejewna hat Alzheimer und möchte ihrem Nachbarn ihre Geschichte erzählen, solange sie sich noch an diese erinnern kann.
Alexander, Vater einer kleinen Tochter, folgt seiner Nachbarin zunächst widerwillig in deren Wohnung, hört ihr dann aber doch mit zunehmendem Interesse zu, während diese ihm die unsagbaren Schrecken schildert, die ihr unter Stalin widerfahren sind.
Doch auch Alexander hat eine Vorgeschichte, die er Tatjana Alexejewna allmählich offenbart...

Der Autor Sasha Filipenko ist ein umtriebiger Mensch. Er arbeitete bereits als Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine Satire-Show und als Fernsehmoderator. Nun liegt mit "Rote Kreuze" der erste von vier Romanen erstmals auch auf deutsch vor und ich habe mich gefragt, warum ich mit dieser Geschichte, die so vielversprechend begann, eigentlich nicht warm geworden bin.
Vielleicht liegt es ja gerade an dieser Vielseitigkeit des Autors, dem es meiner Meinung nach nicht so recht gelingt, seine Figuren mit echten Gefühlen auszustatten. Ich konnte mich in die Personen nicht einfühlen, zu stark die Distanz und der Anspruch des Autors, die recherchierten historischen Dokumente lückenlos in die Geschichte einzufügen. Briefe und Telegramme lesen sich in etwa so spannend wie eine x-beliebige Gebrauchsanweisung, weshalb ich sie auch einfach überlesen habe.
Alles in allem fand ich die Geschichte um Tatjana Alexejewna gelungener als die um ihren Nachbarn Alexander, doch obwohl das Thema "Leben unter Stalin" eigentlich sehr interessant und zweifellos wichtig ist, hat mich die Geschichte nicht berühren können. Ich glaube, um ein richtig guter Schriftsteller zu sein, braucht es eben doch etwas mehr als nur eine "gute story".