Sehr berührend

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stephaniep Avatar

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Alexander zieht mit seiner Tochter um, um nach einem schweren Schicksalsschlag ein neues Leben zu beginnen. Dort lernt er seine neue Nachbarin Tatjana kennen. Diese ist eine alte Frau, welche an Alzheimer erkrankt ist. Tatjana beginnt Alexander ihre Geschichte zu erzählen, allen voran die Geschehnisse während des Krieges und über die Kriegsgefangenschaft ihres Mannes, aber auch die Kindheit und Jugend kommen nicht zu kurz. Zwischen den beiden, vom Alter her sehr unterschiedlichen Menschen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.

Sasha Filipenkos Art zu schreiben ist sehr einfühlsam und berührend. Trotz einiger Längen in Tatjanas Erzählungen liest sich das Buch im Großen und Ganzen flüssig und schnell. Mich konnten die Erzählungen der alten Frau, allen voran jene zu den Kriegserlebnissen, komplett fesseln und in ihren Bann ziehen. Sie machen oftmals bedrückt, sind emotional und regen zum Nachdenken an. Besonders gut gefällt mir, dass sich das titelgebende rote Kreuz immer wieder im Buch findet und sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht. Etwas Schade fand ich, dass Alexanders Geschichte, welche ebenfalls von Trauer und Schicksalsschlägen geprägt ist, im Buch etwas untergeht und daher oftmals zu kurz kommt.

Die einzelnen Protagonisten sind interessant und vielschichtig. Vor allem Alexander war mir sehr sympathisch und daher hätte ich mir gewünscht, dass seine Geschichte etwas mehr Platz im Buch bekommt. Tatjana ist meiner Meinung nach die Schwachstelle in diesem Buch. Ihre Geschichte berührt, macht betroffen und regt zum Nachdenken an, aber die Demenzerkrankung ist nicht sonderlich glaubwürdig. Die alte Frau ist sympathisch und man verfolgt ihre Erzählungen sehr gerne, aber für eine Demenz wirkt sie Großteils zu klar, strukturiert und orientiert.

FAZIT:
„Rote Kreuze“ ist ein berührender, emotionaler Roman, welcher zum Nachdenken anregt und die Erlebnisse und Traumatisierungen von Kriegsbetroffenen sehr gelungen aufarbeitet. Dennoch gab es ein paar Längen und auch die Umsetzung der Demenzerkrankung konnte mich nicht ganz überzeugen. Daher vergebe ich 4 Sterne!