Aufwühlend

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schwimmschwester Avatar

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Mich hat der Leseeindruck sehr gefesselt und aufgewühlt. In der DDR aufgewachsen und sehr viel sowjetisches Gedankengut vermittelt bekommen, lässt mich die Erzählung von Victoria Belim sehr sehr viel nachdenken, gerade auch im Moment des furchtbaren Krieges in der Ukraine. Bei mir kamen sehr viele Gedanken hoch, wie in der sozialistischen Ära die Gedanken manipuliert wurden und wie das heute immer noch in Russland ist. Wie schlimm muss es für die Schriftstellerin sein durch ihren Onkel zu erleben, wie Menschen gedanklich Indoktriniert werden und der Westen als das Böse dargestellt wird. Schon zur Zeit der Annektion der Krim wurden die gleichen schlimmen Begründungen von seitens Russlands angebracht um die Besetzung zu rechtfertigen, wie sie jetzt den Krieg rechtfertigen. Die Familie ist multikulturell und ich glaube, dadurch wird die Sinnlosigkeit des Krieges noch deutlicher dargestellt. Der Rückblick auf die Annektion der Krim und der Austausch mit dem Onkel lässt einen direkt in die Geschichte und Gedankenwelt eintauchen und macht deutlich, wie lange die Ukrainer schon leiden, wie sehr der 2. Weltkrieg und die Herrschaft Stalins die Geschichte Russlands geprägt haben. Ich glaube, dass Buch kann durch die geschichtliche Betrachtung der ukrainischen Familie sehr gut einen Einblick in die Geschichte der Sowjetunion und der Ukraine aus Sicht ihrer Familie vermitteln, welches helfen wird oder beitragen kann, zu verstehen, was dort passierte und gerade wieder furchtbarer Weise passiert.
Ich würde am Liebsten gleich weiterlesen, so sehr hat mich der Leseeindruck gepackt. Das Cover gefällt mir sehr gut, die Farbe spricht mich an und der Hahn lässt mich an Dörfer und Bauernhöfe denken, aber auch an die Idee des Aufweckens/Wachrüttelns durch das Krähen des Hahns. Soll vielleicht der Onkel aufgeweckt werden damit er mitbekommt, was in der Ukraine passiert?