Tödliche Soiree

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theresia626 Avatar

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Valérie Gabin, die millionenschwere Erbin eines Pariser Medienimperiums, lockt ihren Geliebten Xavier Kieffer aus seinem, in der luxemburgischen Unterstadt gelegenen Restaurant »Les Deux Eglises« nach Paris. Das Lockmittel ist eine Einladung zu einem exklusiven Abendessen, auch wenn Xavier ein Tête-à-tête in einem kleinen Restaurant mit Valérie vorgezogen hätte. Nichtsdestotrotz kauft er umgehend eine Fahrkarte. Geladen hat der Pariser Bürgermeister, François Allégret, und „Ryuunosuke Mifune würde kochen, der größte Sushimeister Frankreichs, vielleicht sogar ganz Europas.“ Die private Soiree findet im Musée d’Orsay statt und laut Speisenfolge gibt es Omakase, „ein Menü, bei dem der Gast sich dem Koch völlig auslieferte.“ Nachdem sich die honorigen Gäste plaziert haben und gerade mit der Vorspeise beschäftigt sind, knallt der Sushimeister mit lautem Krachen auf die hölzernen Dielen und verstirbt eine Stunde später im Krankenhaus. Für Valérie, Xavier und die exklusiven Gäste endet der Abend mit Verhören. Mifune starb nach ersten Erkenntnissen an einer Vergiftung. Xavier läßt die Sache keine Ruhe und erinnert sich an seinen alten Freund Kaneda Hashimoto, auch ein Sushikoch und verabredet sich mit ihm. Dieser erklärt Xavier die Feinheiten beim Umgang mit gefährlichen Fischen und daß Mifune nach 40 Jahren Berufserfahrung niemals einen Fehler machen würde. Mußte Mifune sterben, weil er einen Orden der Ehrenlegion bekommen sollte oder ist ein Krieg unter den Sushiköchen ausgebrochen? War Fugu, die Königin unter den Kugelfischen, die tödliche Waffe?

Die Leseprobe zu „Rotes Gold“ von Tom Hillenbrand läßt sich wunderbar lesen. Ich mußte öfters schmunzeln, der Humor ist trocken und wunderbar. »Les Romains de la décadence«, der „Ölschinken“ (S.10), wie Xavier das Bild nennt, ist ein berühmtes Monumentalgemälde des französischen Malers Thomas Couture aus dem Jahre 1847; die Gäste des noblen Events bezeichnet er als „Dinnerdekoration“; für seinen Sitznachbarn Lee, einem amerikanischen Milliardär, ist ein Luxemburger ein Deutscher; der Pariser Bürgermeister ist ein „Schnittchen“ und Xavier, der ist nach Valéries Meinung ein misanthropischer Griesgram. Ich könnte noch mehr aufzählen und wollte einfach nicht mehr aufhören zu lesen. Intelligent, wortgewandt, amüsant, witzig, kurzweilig und köstlich ist die – zu meiner Freude – recht lange Leseprobe. Xavier und Valérie werden in Echternach erst ein gemütliches Wochenende verbringen können, wenn der Mord an Mifune aufgeklärt und die letzte Seite des Buches gelesen ist.

 „Rotes Gold“ ist einfach gut geschrieben und macht Appetit auf den ganzen lukullischen Kriminalroman. Diesmal erfährt der Kochtopflaie aufschlußreiches über die Kunst, kalten Fisch zuzubereiten und daß Kugelfisch zu essen ein kulinarischer und gefährlicher Nervenkitzel ist. Das wird ein Leckerbissen auf den ich mich schon lange freue, wurde ich schon von „Teufelsfrucht“, dem Erstlingswerk von Tom Hillenbrand, sehr gut unterhalten. Ich würde unwahrscheinlich gerne vorab weiterlesen.