Wasser und das Leben immer wieder faszinierend

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petraellen Avatar

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Ein Mann kehrt zurück an die Küste seiner Kindheit – nicht, um zu bleiben, sondern um zu suchen. Der Geschichtsprofessor Yann, eben erst vom Tod des Vaters aus der Bahn geworfen, zieht sich in das alte Familienhaus bei St. Malo zurück. Dort, zwischen knarrenden Dielen und salzgeschwängerter Luft, entfaltet sich eine leise, beharrliche Spurensuche: Statt Piratenlegenden zu jagen, versenkt er sich in vergilbte Geschäftsbücher und Briefe, Relikte einer Firmengeschichte, die um 1900 ihren Anfang nahm. Die Seiten öffnen Tore in eine ferne Epoche, in die Jahre des Ersten Weltkriegs, und lassen Schatten von Männern und Frauen aufleben, deren Stimmen in kursiven Einschüben erst nach und nach ihre Identität preisgeben.
Die Lektüre wird zu einer Reise in eigene Abgründe – und in die komplizierte, kühle Beziehung zum Vater. Während draußen das Meer in allen Schattierungen von Grau rollt, trifft Yann auf eine Frau, rätselhaft und schön, deren Vergangenheit sich mit seiner verknüpft. Die Sprache gleitet über Takelage, Segelwinde und nautische Feinheiten, manchmal bis zur Überfülle, doch immer getragen von einer Liebe zum Detail.

Auf dem Cover wogt ein unruhiges Meer, dahinter zeichnet sich schemenhaft die Silhouette einer Insel ab



Fazit: Ein Roman wie eine Flutwelle – manchmal langsam anrollend, manchmal mit Wucht, stets durchdrungen vom Atem der Geschichte. Wer bereit ist, sich der geduldigen Strömung hinzugeben, wird belohnt mit einer dichten Atmosphäre, historischen Tiefenschichten und einer Liebesgeschichte, die leiser ist als das Meer, aber ebenso beständig.