Gute Idee – schwierig in der Umsetzung

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Felix, 25, möchte seinem langjährigen Freund Ben eine Willkommensparty geben. Perfekt scheint hierfür die Hütte seines Vaters im Wald für Gespräche und Entspannung. Ben war längere Zeit in Australien.
Doch es kommt anders als gedacht, Gäste erscheinen, die nicht eingeladen waren – und dann auch noch ein alter Mann, der meint, er sei der Tod. Soweit so gut – ein spannender Anfang.
In Rückblenden werden die Mitspieler vorgestellt und deren Verknüpfungen untereinander.
Wichtige Lebensabschnitte werden beleuchtet. Nach und nach verdichten sich die Charakterdarstellungen, während die Feier in der Hütte voranschreitet. Die Spitze des Eisbergs sozusagen, denn was psychologisch darunter liegt, sind Frustrationen, enttäuschte Lieben, Rivalität und Neid. Jede der Personen ist belastet, auch dadurch, nicht offen sein zu können. Felix, die Hauptperson wird dargestellt durch ein sehr facettenreiches Bild, das eine Palette von Sympathie bis Abneigung erzeugt, denn er scheint seine eigene Vorstellung von ethischen und moralischen Grenzen zu haben. Parallel zur Innenschau zeigt der Handlungsstrang ein Ethikseminar, in dem genau diese Fragestellungen diskutiert werden.
Der Roman besticht durch die feine Erzählstruktur die gelungen auf psychologische Verdichtung setzt und moralische und ethische Fragen einwebt. Kein leichtes Unterfangen. Auf großen Strecken war ich gut unterhalten. Dennoch fand ich die Figur des Vaters nicht überzeugend, die des alten Mannes ebenso wenig, auch nicht den Professor des Ethikseminars – Randfiguren die doch entscheidend zum Erzählstrang beitragen sollen.
Das Ende des Romans lässt eine völlig neue Sichtweise auf die Vorfälle fallen und zu viele Fragen bleiben offen. Der Titel des Romans „Ruf der Leere“ hört sich erst einmal gut an, er beschreibt den plötzlichen, unkontrollierbaren Drang, eine gefährliche Handlung auszuführen, das Gehirn funktioniert in dieser Sekunde falsch, oft unter Stress. Dies ist anregend für den Schluss des Romans. Mir erschließt sich jedoch nicht, warum dieser Titel für die Gesamtgeschichte vergeben wurde.