ruh

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marielle_liest Avatar

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In Cemals Welt dreht sich alles um seine Tochter Ekin, um seinen Partner Georg und seinen Job als Lehrer. Doch als Georg immer häufiger andeutet, dass er gerne zu einem richtigen Teil in Cemals Leben und Alltag würde, gerät alles ins Wanken. Und dann sind da auch noch Cemals Träume von seiner Urgroßmutter, die ihm darin etwas zeigen möchte.

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„ruh“ ist ein besonderes Buch, dass durch den fließenden und angenehmen Schreibstil der Autorin wunderbar leicht zu lesen war. Ich bin geradezu durch die Seiten geflogen und plötzlich war ich auch schon bei den letzten Kapiteln.

Der Wechsel zwischen Cemals alltäglichen Situationen und seinen ganz besonderen Träumen, in welchen die Urgroßmutter Süveyde sehr bewegende Einblicke in ihre Vergangenheit gibt, hat mir unglaublich gut gefallen. Mehr möchte ich dazu aber gar nicht verraten, denn diese Träume sind für mich ein Highlight und ein ganz wesentlicher Teil der Handlung. Die einzelnen Kapitel waren kurz und so direkt und auf den Punkt geschrieben, dass für mich jedes seine ganz eigenen Message hatte. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen!

Wirklich wehgetan haben mir Cemals andauernde Erlebnisse mit Alltagsrassismus (die so gut verdeutlichen, wie wichtig dieses Buch ist), seine anerzogene Sprachlosigkeit und die Sackgasse der Emotionen, in der er sich befindet. Cemal ist spürbar auf der Suche nach Erklärungen, Lösungen und Auswegen, was mich beim Lesen immer trauriger machte. So sehr würde ich ihm wünschen, dass er Antworten findet, Geborgenheit und Wärme, schützende Hände, die seine Seele halten und einen Pfad in ein richtig glückliches Leben.

Am Ende finde ich es ein bisschen schade, dass ich die Botschaft der Urgroßmutter nicht so richtig greifen konnte. Ich möchte aber eine dringende Leseempfehlung für einen gefühlvollen und sensiblen Roman aussprechen, der so brandaktuell und für unsere Gesellschaft schreiend wichtig ist!