ruh

Babayigit style

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constanze_pachner Avatar

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"Cemal hat sein Leben rund um Tochter Ekin und seinen Beruf als Deutschlehrerin klar angeordnet. Die freien Tage, und zunehmend auch die Nächte, verbringt er mit Georg. Doch wenn Cemal schläft, taucht seine Urgroßmutter Süveyde auf, die ihn in seinen Träumen zurück an jenen Ort in der Türkei bringt, den er als Achtjähriger verlassen hat, um seinen Eltern nach Deutschland zu folgen." (Klappentext)

Der Debütroman #ruh von #șehnazdost ist in einer hart ruppigen Sprache geschrieben, die im bewegenden Fortgang ein Quietschen wie bei einem ungepflegten Fahrrad auslöst. Gern wäre ich in das Geschehen gesprungen, um etwas Öl vertröpfeln zu können. Der Roman ist eindeutig ganz im 'Babayiğit style' komponiert und verfasst, nämlich anständig ehrlich, kraftvoll tüchtig, tapfer verwegen, sowie solide sich wacker haltend, aber mehr leider auch nicht. Die Erzählstimme mit ihrem ambivalenten Sound ist spannend - sie strotzt vor Selbstbewusstsein, um sich im gleichen Atemzug dafür zu schämen. Dennoch bleibt alles irgendwie unterkühlt - ich fühlte mich eingewickelt in einem feuchten Handtuch am Wegesrand vergessen, und sehnte mich nach einer trocknenden Sonne. Erzählte Stimmungen verharren auf klarsten Linien, die sich ohne ein bewegendes Schaukeln - mal kurz nach links oder rechts, mal kurz nach hinten oder nach vorne - voranbahnen, so dass das Erröten der in der Narration festsitzenden Blässe unterbunden wird.

Formal habe ich noch anzumerken, dass es an einem Glossar für die zahlreichen türkischen Wörter und Aussagen, die dem Geschehen unentwegt authentische Lebendigkeit verleihen, fehlt. Ein solches auf Papier gedrucktes Glossar wäre schön gewesen, um nicht ständig den digitalen Googleknopf drücken zu müssen.

Summa summarum empfand ich ein Verrosten im Geschehen, und erblickte das Öl einfach nicht. Vielleicht fandet oder findet ihr aber den Balsam für die Geschmeidigkeit?