ruh

verwirrender Roman

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maulwurf123 Avatar

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Hinter dem Titel „ruh“ verbirgt sich das Debüt der Autorin Sehnaz Dost. Als gebundene Hardcoverausgabe ist der Roman mit insgesamt 272 Seiten im Ecco-Verlag im Februar diesen Jahres erschienen.

Die Covergestaltung soll wohl kunstvoll wirken, hat mich persönlich jedoch eher weniger ansprechen können. Wohlgemerkt sind dafür die Zeichnung eines ruhig daliegenden Sees stimmig mit dem Titel „ruh“.

Zum Inhalt: Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule und Vater der kleinen Ekin. Für sie möchte er ein stabiles Umfeld schaffen – was ihm aber zunehmend schwerfällt. Sein Alltag voller Herausforderungen der Diaspora wird nachts immer häufiger durch Träume von seiner verstorbenen Urgroßmutter Süveyde aufgebrochen. Sie zeigt ihm darin Szenen aus ihrem Leben, und versetzt ihn wie beiläufig an den Ort seiner Kindheit (…).
Cemal watet immer tiefer in dunklen Gewässern, die ihn zunehmend auch im Wachzustand umgeben. In Georg hat er, nach seiner Exfrau Gül, zum ersten Mal einen Partner gefunden, der ihn in seinem Innersten erreicht. Doch Cemal bleibt verschlossen und somit ewiger Zuschauer seiner eigenen Geschichte – dabei muss er endlich lernen, auf sein Innerstes zu hören, um diese Geschichte selbst zu bestimmen. (Klappentext)

Von Anfang an ist der Schreibstil der Autorin philosophisch und kunstvoll gehalten. Als Leser hatte ich persönlich ziemliche Schwierigkeiten in die Handlungsgeschichte hineinzufinden. Zahlreiche türkische Wörter sollten wohl der Erzählung Authentizität verleihen. Dies taten sie sicherlich, jedoch ohne erklärendes Glossar am Ende sind sie deutlich fehl am Platz.

Der Roman erschlägt den Leser förmlich in seiner Komplexität. Einen Überblick über die verschiedenen Zeitebenen sowie die unterschiedlichen Charaktere zu erhalten ist eine deutliche Herausforderung. Der Familienstammbaum am Ende des Buchs ist eine nett gemeinte Hilfe; trägt jedoch nicht viel zum Verständnis des Romandebüts bei.
Des Weiteren ist der mystisch-religiöse Hintergrund, den die ganze Geschichte durchzieht, nicht durchscheinend genug erläutert.

Mein Fazit: Im Romandebüt „ruh“ habe ich leider keine Ruhe gefunden. Eine verwirrende Handlungsgeschichte, die Dank zahlreicher Fremdwörter und mystisch-religiösen Zeitebenen mehr Fragen aufwarf als beantwortete. Zwei Sterne daher.