intersektionaler Feminismus

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straßenprinzessin Avatar

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“Denk dran, Mädchen: Du zu sein, das war in der Geschichte der Menschheit noch nie so toll wie gerade jetzt. Du kannst tun, was du willst! Du kannst so sein, wie du willst! Dir ist alles erlaubt!
Solange du dich bloß an die Regeln hältst.“ ( Seite 78)

Der Klappentext klingt toll, das Cover ist merkwürdig, der Inhalt ist ein Highlight!

Rules for being a Girl ist durch und durch ein Jugendbuch, welches nicht an der Klischeekiste vorbei kommt und dennoch eine Botschaft vermittelt, die nicht alles erklärt, aber ein wichtiger und augenöffnender Anfang ist.

Marin ist ein liebenswertes und sympathisches Mädchen. Zugegeben, sie ist eine typische Romanfigur, aber definitiv eine von der guten Sorte. Man möchte mit ihr genau diese Geschichte erleben und sie in ihrer Entwicklung und ihrem Kampf um Gleichberechtigung begleiten.

“Ich runzle die Stirn. Das ist ja krass. Nun, da ich auf Benachteiligungen achte, kommt es mir vor, als sähe ich sie überall, und erkenne tausend große und kleine Ungerechtigkeiten, wo immer ich bin.“ (Seite 95)

Genau wie Marin ist man natürlich kein völliger Vollidiot, man weiß, dass Ungleichheiten existieren und wird immer mal wieder damit konfrontiert. Da aber viele davon sich als Normalität eingeschlichen haben, ist man leider auch immer zu einem gewissen Teil abgestumpft und blind.
Man lebt damit, weil es “immer schon so war“ und überhaupt “ist jetzt alles besser, als früher“.

Marin ist nicht perfekt und der Leser ist es auch nicht! Gemeinsam wird man im Verlauf für das Thema sensibilisiert, aber ohne belehrt zu werden. Feine Nuancen und grobe Schnitzer werden in einer angenehmen und super zu lesenden Story verpackt, die einige Klischees hat und auch haben darf!

Der Schreibstil ist Jugendbuch typisch locker, aber nicht oberflächlich. Man taucht nicht nur in das Geschehen, sondern auch in die Gedanken von Marin ab.
Neben der Protagonistin gibt es noch viele weitere gut gewählte Figuren.
Gut gefallen hat mir, dass es vor allem um intersektionalen Feminismus ging. Es wurde versucht an diverse Formen von Diskriminierung zu denken und unterschiedliche Sichtweisen zu berücksichtigen. Vielleicht hätte dies noch ein bisschen intensiver sein können, auf der anderen Seite ist es meiner Meinung nach aber ein guter Anfang gewesen, um erste Berührungspunkte zu schaffen, die jeder in Eigeninteresse weiter verfolgen kann.

Ich habe nicht mehr damit gerechnet, aber dieses Buch hat es doch tatsächlich noch geschafft, zu meinen Jahreshighlight 2020 zu gehören. Es gibt immer wieder so viele kleine gute Stellen und den Artikel von Marin (Schülerzeitung) finde ich großartig!
Im ersten Moment scheint er etwas zu unscheinbar zu sein, um solche Wellen an der Schule zu schlagen, doch er passt. Vielleicht braucht er ein bisschen Zeit zum wirken, aber im Nachhinein kann ich mir schon gut vorstellen, dass “dieses Denken“ große Aufmerksamkeit schürt.

RfbaG ist wirklich Lesenswert, völlig egal, ob man der Zielgruppe angehört oder nicht.