Sadie

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buechertraeume Avatar

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Restlos überzeugen konnte Sadie mich nicht. Die Geschichte über das verschwundene Mädchen, die ältere Schwester, die Tochter einer drogenabhängigen Mutter wird aus zwei Perspektiven erzählt. Einerseits kommt Sadie selbst zu Wort, andererseits ist da West McCray mit seinem Podcast The Girls, der versucht, Sadies Spur zu folgen. Durch die verschiedenen Blickwinkel bekommt man einen umfassenden Einblick in die Geschichte und kann sich in beide Seite hineinversetzen.
Der Mann den Sadie sucht, ist ein Ex-Freund ihrer Mutter. Er hat beide Schwestern missbraucht und Sadie sieht in ihm von Beginn an Matties Mörder. Sie will ihn finden und umbringen. Sie ist getrieben vom Wunsch nach Rache, von Hass und Trauer. Aber dadurch wird sie leider völlig blind. Mit nichts weiter als einen Klappmesser macht sie sich auf den Weg. Immer wieder begibt sie sich in gefährliche Situationen und tut dumme Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich glaube nicht, dass ich Sadies Trauer um ihre Schwester nachvollziehen kann, aber auch sonst fühle ich mir nicht besonders nahe. Ich wollte mit ihr zittern, mit ihr wütend sein, aber in Sadies Kapiteln war ich einfach nicht bei der Sache.

Die Podcasts haben mir gut gefallen. Mit dem Reporter habe ich mitgefiebert, wollte ihn zwingen schneller zu sein, die richtigen Schlüsse zu ziehen, das Mädchen zu finden. Man ist West McCray in dieser Geschichte immer ein paar Schritte voraus, da man ja auch Sadie begleitet und man versucht ihn in die richtige Richtung zu schubsen, was bei ein paar Buchstaben auf Papier natürlich nicht klappt.

Was den Schreibstil angeht, muss ich zugeben, dass er nicht immer mein Ding war. Den Podcast fand ich authentisch und gut gestaltet. Es war spannend die Interviews und die Kommentare des Moderators zu lesen. Sadies Kapitel hingegen habe ich als zäh empfunden. Der Schreibstil war grob und wirkte manchmal genau so wenig durchdacht wie Sadies Racheplan. Wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe, warum ich nicht Sadies Verbündete geworden bin.

Das Buch ist spannend, aber ich habe das Gefühl, dass ich etwas verpasst oder verloren habe, weil ich Sadie nicht wirklich nahe gekommen bin. Was mir dafür aber sehr gut gefällt ist die ungewöhnliche Erzählweise mit den zwei Perspektiven.

Jetzt, ganz am Ende der Rezension möchte ich noch einen Punkt ansprechen, der mir nicht gefallen hat, der aber ein riesiger Spoiler ist, denn ich möchte über das Ende des Buches sprechen. Wer Sadie noch nicht gelesen hat und spoilerfrei in das Buch starten möchte, sollte hier einfach weiterscrollen!

Ich glaube, dass dieses offene Ende realistisch ist und darum vermutlich perfekt zu dieser Geschichte passt. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass mir am Ende jemand die Wahrheit verrät. Jack/Darren/Keith ist tot und ich bin mir sicher, dass Sadie das war. Aber ich glaube, dass auch sie tot ist.