Auf Schwesternsuche

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timphilipp Avatar

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Die Mittvierzigerin Charlotte trennt sich von ihrem Ehemann, einem notorischen Fremdgänger. Der damit verbundene Neuanfang, die zufällige Beobachtung zweier kleiner Schwestern auf einem Bahnhof sowie das Abhören einer uralten Nachricht ihrer eigenen kleinen Schwester Doro auf der Mailbox ihres früheren Handys lassen Charlotte die Suche nach Doro aufnehmen, zu der sie nach einem großen Streit vor fast elf Jahren keinen Kontakt mehr hatte. In detektivischer Kleinarbeit klapppert sie die diversen, allesamt skurrilen Exfreunde der unsteten, schillernden Doro auf. Dadurch tun sich auch in Charlottes eigenem Leben, das immer eher farblos und konventionell war, schöne Veränderungen auf. Ob die Schwestern am Ende zueinander finden?

Dieses Buch zu lesen, bereitet viel Vergnügen. Es ist kein Comedy-Roman, hält aber viele witzig geschriebene Passagen bereit. Insbesondere die Szenen aus Charlottes verhasstem Schulalltag als Berufsschullehrerin sind urkomisch.

Die Handlung ist zwar fiktiv, könnte aber so durchaus wirklich geschehen. Ein gewisses Maß an Spannung wird dadurch erzeugt, dass erst fast am Ende der Grund für das Zerwürfnis der Schwestern geschildert wird und dieser bis dahin auch nicht vorhersehbar war.

Die Romanfiguren sind alle sehr individuell. Irgendwie muss man sie alle mögen, selbst Charlottes so sehr von sich selbst überzeugten Exmann, auf den sich sicherlich der Buchtitel beziehen soll. In ihrem letzten miteinander geführten Gespräch betitelt Charlotte ihn so, wodurch der Zusammenhang zwischen Handlung und Titel hergestellt ist (S. 229).

Ein Buch, das eher weibliche Leser anspricht, diesen von mir aber uneingeschränkt empfohlen wird.