Männer kommen und gehen, aber Geschwister bleiben !

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Rezension: „ Sag beim Abschied leise Blödmann" von Urlrike Herwig, erschienen Marion von Schröder ein Verlag der Ullstein GmbH

 

 

Das vorliegende Buch gehört zu der Kategorie von Büchern, welches man beginnt zu lesen und erst wieder aus der Hand legt, wenn auch die letzte Seite verschlungen ist. Ich habe es in knapp 24 Stunden geschafft und selbst bei mir, als verwöhnten Leser, soll dies schon etwas heißen. „ Sag beim Abschied leise Blödmann", ist durch seine allen Deutschen bekannten Handlungsorte und den aufgezeigten zwischenmenschlichen Verwirrnissen bestens dazu geeignet, einem aufgeschlossenen Leser das Wochenende zu verkürzen. Der Roman ist sicherlich kein Weltbestseller, aber dafür wurde er sicherlich auch nicht konzipiert. Dem Leser erwartet vielmehr eine Reise in die komplizierten Wechselbeziehungen zweier Schwestern, die es, über Jahre, nicht geschafft haben, miteinander zu reden. Charlotte, die scheinbar glückliche Mutter, Lehrerin in einer Berufsschule, erkennt nach einem weiteren Fehltritt ihrer Mannes, dass das Lebensglück nicht von einer einzigen Person abhängig ist. Sie begibt sich auf die Suche ! Auf die Suche nach sich selbst und ihrer seit Jahren nicht mehr präsenten Schwester Doro. Auf der Reise lernt sie die scheinbaren Lebensgefährten ihrer Schwester kennen, welche alle, auf die eine oder andere Weise, auch die Suche der Schwester nach dem wiederum eigenen Ich widerspiegeln. Ben der stehengebliebene, systemkritische  Musiker, Johannes der Esotheriker, Richard der Tierliebhaber, Viktor ein Hobbykoch mit Sterneambitionen und Julius ein trinkender, durch die Trennung von Doro ,seiner Muse beraubter Dichter und Gärtner. 

Mit jeden Expartner ihrer Schwester lernt Charlotte, aber auch sich selbst besser kennen und hinterfragt nunmehr ihr Leben, ihre Beziehung zu ihrer Schwester, zu ihrem Nochmann Philip. Da werden auf sehr aufschlussreiche, aber auch sehr amüsante Art und Weise, die Beziehungen zu den Exschwiegereltern, zu den anvertrauten Berufsschülern, zu Menschen aus der gemeinsamen Vergangenheit und zum eigenem Ich beleuchtet. Zwischendurch begegnet Carlotte auch der Liebe. Anfänglich zart und doch mit dem gewissen Prickeln im Bauch. Und Charlotte begreift immer mehr, dass Veränderungen nicht nur durch räumliche Veränderungen herbeigeführt werden können, sondern auch durch die veränderte Sicht auf sich Selbst und die Befindlichkeiten der Anderen. Die Suche nach Doro, der Schwester, führt Charlotte letztendlich nicht nur durch den gesamten Osten Deutschlands, sondern zum krönendem Abschluss ins herrliche Cornwall. Hier lebt sie nun, ihre Schwester und sie ist Chalotte trotz der Jahre der Trennung, des Schweigens so vertraut. Selbst Lehrerin, Frau eines starken Partners, Mutter, Wirtin, war Doro, die Schwester immer eine getriebene Frau. Getrieben und dies erfährt der Leser nun zum Schluss, durch ein Fehltritt mit Philipp, aus welchem auch ein Kind hervorging. „ Sag beim Abschied leise Blödmann ! „ Zu Philipp ? Zu den eigenen Verhaltensweisen ? Zu den eigenen aufgebauten Schranken im Kopf ? Nein, es lohnt sich nicht, sein Leben nur im Grau des Alltags zu sehen ! Das Leben ist bunt und es lohnt sich egal im welchem Alter, egal nach welchen Wirrungen den Pinsel, die Farben in die Hand zu nehmen und sein Leben und das der geliebten, anvertrauten Personen bunt anzumalen. Ich danke Ulrike Herwig für dieses Buch !