Handbuch für Abenteurer oder Wie überlebe ich eine Prophezeiungsmission

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chrischid Avatar

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Anne fiebert ihrem dreizehnten Geburtstag schon lange entgegen, denn dann kann sie das verhasste Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen ist, endlich verlassen. Plötzlich jedoch macht die Oberin ihr einen Strich durch die Rechnung, Anne soll noch ein weiteres Jahr in Saint Lupin's bleiben, ohne ihre beste Freundin Penelope. Gemeinsam schmieden die Mädchen Ausbruchspläne, die im Grunde von Beginn an zum Scheitern verurteilt sind, als wie aus dem Nichts ihre Retterin auftaucht, die Anne ein Leben in Aussicht stellt, dass sie sich immer gewünscht hat. Bald geht alles Schlag auf Schlag, bis eine schreckliche Ahnung zur Gewissheit wird. Anne soll auf eine Prophezeiungsmission, die innerhalb von nur drei Tagen erfolgreich beendet werden muss, und das ohne jegliches Training, ohne Vorbereitung, ohne Kenntnisse. Kann ihr das „Handbuch für Abenteurer“, das scheinbar immer eine Hilfestellung parat hat, auch in diesem Fall weiter helfen?

Die Erde besteht nur noch aus Ebenen, das Sonnensystem wie wir es kennen, gehört längst zur Alten Zeit, die Anne und ihre Freunde nur noch aus Erzählungen oder Büchern kennen. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Penelope verfolgt Anne das Ziel an einer renommierten Abenteurer-Akademie angenommen zu werden, doch die Bemühungen der Mädchen sind nicht von Erfolg gekrönt. Als sich ihnen die Möglichkeit bietet, doch noch ihren angestrebten Wunsch zu erfüllen, ahnen sie nicht in welches Wespennest sie damit stechen, welche Gefahren auf sie lauern und mit welchen Kreaturen sie es zu tun bekommen werden.

Voller Tatendrang geht nicht nur die kleine Gruppe auf ihre Mission, auch als Leser wird man ein Teil der Aktion, obwohl es einem schon das ein oder andere Mal etwas mulmig werden kann, da sich nie genau voraussehen lässt was als nächstes geschieht. Ein wenig erinnert eine solche Mission an ein Computerspiel, auf Grund der angegebenen Level sowie diverser Elemente, die immer mal wieder zum Vorschein kommen, wie beispielsweise die Angabe wie häufig der scheinbar unverwüstliche Gegenspieler aufzutreten hat. Erstaunlich leicht findet man sich in der dargestellten Welt, die mit unserer Realität kaum noch vergleichbar ist, zurecht, was nicht zuletzt an den lebendigen Beschreibungen und authentisch gezeichneten Charakteren liegt.

Großartig sind auch die eingestreuten Seiten aus dem „Handbuch für Abenteurer“, welches Anne immer bei sich führt. Hier lassen sich mitunter hilfreiche Tipps und Kniffe finden. Zumeist handelt es sich aber um humoristische Zwischenspiele, die der Überbrückung zweier Kapitel dienen, aber gleichzeitig inhaltlich passend erscheinen. Ein feiner Hauch Ironie zieht sich durch das gesamte Werk, wodurch der vorherrschende Ton generell ein bisschen rauer wirkt als er eigentlich ist. Man muss gewillt und in der Lage sein auch zwischen den Zeilen zu lesen, denn schon in der winzigsten Andeutung können sich wichtige Hinweise verstecken. Einzig der Spannungsverlauf ist ein wenig unregelmäßig. Zu Beginn bleibt das Tempo noch zurückhaltend, steigert sich aber plötzlich merklich, bevor es wieder zurückgenommen wird, um dann doch wieder Fahrt aufzunehmen. Passagenweise ergeben sich so ein paar wenige Längen, denen man lieber ausgewichen wäre.

Nach Beendigung der Lektüre ist die Hoffnung groß, dass es nicht mehr allzu lange dauern möge bis der zweite Band rund um Anne, ihre Freunde und ihre Fähigkeiten erscheint. Denn dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist, wird nicht nur im Epilog deutlich, sondern bereits zuvor, da noch einige Fragen offen bleiben. Anne und Saint Lupin's wird man nicht so schnell vergessen, ein Lesevergnügen der etwas anderen Art, für Klein und Groß.