Eine Jugend in Bulgarien

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annek Avatar

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Bei manchen Büchern ist schon der Name des Autors ein Grund, interessiert hineinzuschauen. Samuel Finzi ist ein Schauspieler, den man schon in den verschiedensten Rollen im Theater, im Fernsehen oder im Film gesehen hat.
Über seine Biographie wusste ich bisher noch nichts. Jetzt schildert er ( mit professioneller Unterstützung), wie sein Leben vor der Zeit in Deutschland verlief.
Die Schilderung der Kindheit und Jugend als Einzelkind in einer jüdischen Famile, in der viel Wert auf kulturelle Bildung und Weltoffenheit gelegt wird, gibt gleichzeitig auch einen Einblick in die bulgarische Wirklichkeit. Die 80er Jahre, die Zeit unter Todor Shiwkow vor den Ereignissen von ' 89, die auch Bulgarien veränderten, werden aus der Sicht eines Jugendlichen dargestellt. Die Familie, z.T. mit Privilegien versehen, versucht, dem Sohn die bestmöglichen Chancen zu verschaffen - was nicht einfach ist. Beeindruckend sind die Beschreibung der Privatschule und v. a. die bedrückende Militärzeit.
Finzi beschreibt sehr liebevoll das Vater-Sohn- Verhältnis, die Chupze, mit der sein Vater den Alltag meistert. Man liest mit viel Sympathie diese Kindheits- und Jugenderinnerungen.
Der Stil ist humorvoll, angenehm zu lesen, mit viel Zuneigung geschrieben.
Finzi schreibt über eine Zeit, mit der er abgeschlossen hat, aber nicht als "Abrechnung", sondern als Rückblick auf Gutes und Bedrückendes.