Aufsteig und Fall einer Familie

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Jakob Auber fährt zu seinem, im Sterben liegenden, Vater von Berlin nach Trier. Dort findet er in seinem ehemaligen Jugendzimmer, nach einer unglaubwürdigen Suche des Schlüssels, Tonbandaufnahmen und Tagebücher seines Vaters und Großvaters.

Jakobs Mutter ist früh verstorben und das Verhältnisse zum Vater war distanziert und lieblos. Erst über die Aufzeichnungen, die er in seinem alten Zimmer findet, wird er mit der Geschichte seiner Familie im Dritten Reich konfrontiert und erfährt, woher der kurzzeitige Reichtum seiner Großeltern stammt.

Der Autor versteht es, durch eindringliche Sprache eine große Spannung zu erzeugen. Es wird in den Zeiten hin- und her gesprungen und hier wurde das Kunststück geschaffen, dass man sofort weiß, in welcher Zeit man gerade ist und und um welche Protagonisten es geht.

Jakob Aubers Nachforschungen kommen mir teilweise sehr unüberlegt vor. Die Suche nach der Drogerie und des großelterlichen Hauses erscheinen irgendwie hilflos und naiv, genauso wie seine Reise nach Rio de Janeiro, ohne vorher zu recherchieren, ob und wie Bella dort lebt.

"Saubere Zeiten" ist ein gekonnter Titel, zum einen geht es um das berühmte Auber-Waschmittel zum anderen um die Nazizeit und die Enteignung jüdischer Mitbürger:innen - da bekommen "Saubere Zeiten" noch mal eine ganze andere Bedeutung, die ein beklemmendes Gefühl zurück lassen.

Es hätte mir gut gefallen, wenn der Austausch zwischen Bella und Jakob etwas länger erzählt worden wäre. Die "Abrechnung" mit den alten Freunden fand ich unpassend und überflüssig.
Der Roman ist in jedem Fall eine sehr interessante Geschichte über den unrechtmäßigen Aufstieg einer Familie und deren Fall. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.