Eine fesselnde Familiengeschichte

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bellis-perennis Avatar

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Jakob Auber hat als Taferlklassler seine Mutter bei einem Flugzeugabsturz verloren und nun, als Erwachsener liegt sein Vater nach einem Schlaganfall bewusstlos im Krankenhaus. Bei seiner Einlieferung hat er einige wenige Worte für Jakob auf einen Zettel gekritzelt.

Jakob versteht die Hinweise und muss sich nun der Familiengeschichte stellen, die in seinem ehemaligen Kinderzimmer einem Gral gleich, aufgetischt sind. Er hört Tonbandaufzeichnungen, die ihm sein Vater Hans hinterlassen und liest die Tagebücher seines Großvaters Theodor, der als genialer Erfinder gilt. Sein Zugpferd ist das Waschpulver, das unter dem Slogan „Auber wäscht sauber“ sehr bekannt ist. Doch ist ist der Lebensweg des alten Auber wirklich so sauber?

Jakobs Spurensuche führt in bis nach Rio de Janeiro, wo er der greisen Bella begegnet. Bella ist die Tochter von Theodors Lehrherrn, des jüdischen Drogeriebesitzers Klein, in dessen Geschäft einst die Karriere von Theodor Auber begann. Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen setzt Jakob die Geschichte des Aufstiegs und Falls des Familienimperiums zusammen.

Meine Meinung:

Der Buchtitel ist eine Metapher auf die Entnazifizierung vieler Deutscher, die vom NS-Regime profitiert haben. Der sprichwörtliche "Persilschein" also. Das passt auch gut zu Großvater Auber, denn der hat neben zahlreichen anderen Erfindungen ein Waschmittel erfunden: "Auber wäscht sauber". Dazu ist auch ein Auszug aus dem fiktiven Entnazifizierungsprotokoll der Romanfigur zu lesen.

Das Thema des Romans, die Aufarbeitung der Geschichte, der Erlebnisse und des Verhalten der Eltern und Großeltern durch den Protagonisten, ist sicherlich nicht neu - Expertise und Erfahrung des Autors versprechen jedoch eine sauber recherchierte Story.

Die Charaktere sind gut gestaltet. Jakob Auber ist der typische Kriegsenkel, der die Geschichte des Großvaters aufarbeiten muss. Jakob hat sein eigenes Leben nicht im Griff, ist mit Ende Dreißig unschlüssig, ob er es sich lohnt, um seine Ehe zu kämpfen. Erst als er sich der Vergangenheit und der Familiengeschichte stellt, kann er die Gegenwart begreifen und an seine Zukunft denken. Das „Nicht-miteinander-Reden“ wird hier über drei Generationen gepflegt. Erst Jakob kann diesen Teufelskreis durchbrechen. Dass bei der Aufarbeitung der Familiengeschichte nicht immer Angenehmes zu Tage gefördert wird, versteht sich von selbst.

Der Schreibstil ist eingängig und durch die Erzählung auf mehreren Zeitebenen liest sich diese Familiengeschichte wie ein Krimi. Ich könnte mir eine Verfilmung sehr gut vorstellen.

Fazit:

Eine gelungene Aufarbeitung einer fiktiven Familiengeschichte, der ich gerne 5 Sterne gebe.