guter plot, aber das große manko hier sind die figuren

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blätterwald Avatar

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Dieses Buch hat es mir nicht leicht gemacht. Es hat sich flüssig gelesen und Familiengeschichten bergen immer einen großen Stoff für Geschichten.
Jakob Auber sollte der eigentliche Protagonist dieses Romans sein, aber irgendwie ist er es doch nicht, sondern das große Geheimnis der Familie. Hier prallen drei Generationen aufeinander. Das dritte Reich, das Nachkriegsdeutschland und das Friedensdeutschland sozusagen. Großvater, Sohn, Enkel. Und über allen liegt der Mantel des Schweigens, es wird vieles nicht gesagt, sehr viel mehr angedeutet und das Spannungsbarometer soll immer arbeiten, doch mich hat es mehr frustriert als mich bei Laune gehalten. Dieses Buch steckt voller guter Ideen, aber ebenso voller Klischees.
Jakob Auber wird früh Halbwaise, seine Mutter stirbt kurz nach seiner Einschulung. Er wird mit seinem Vater groß, der mehr schweigt als redet, wohl als Ergebnis seiner Erziehung. Denn sein Vater wird im Nazideutschland zum Drogeriebesitzer und dann ist da noch die Tochter des früheren Besitzers, Bella, die noch eine tragende Rolle spielt. Aber immer schön im Schatten bleibt.
Waschmittel spielt eine wesentliche Rolle, ebenso wie das Verdrängen im Nachkriegsdeutschland. Macht und Intrigen und dann ein Jakob Auber, der irgendwie keinen Halt im Leben findet. Ein Protagonist, der geführt wird, anstatt zu führen. Ihm widerfährt vieles, dennoch bleibt er passiv.
Das große Manko dieses Buches ist die Figurenzeichnung. Sie bleiben eindimensional, man nimmt sie wahr, aber das ist schon alles. Nie verlassen sie ihren Weg noch haben sie die Chance einer Entwicklung. Familienromane, die zugleich auch Abbilder der Gesellschaft sind, sind eben nicht einfach zu schreiben. Das Schweigen, welches in der Familie herrscht, beherrscht auch diesen Roman.
Guter Stoff, doch an der Umsetzung hapert es. Nicht, dass ich mich durch diesen Roman gequält hätte, das nicht. Nur sind mir Figuren begegnet, die nach Ausschmückung dürsten. Da nützen auch einige Kniffe nichts. Man sollte das Spiel mit dem Spannungsbogen nicht überstrapazieren und vor allem nicht, dann mit Fakten kommen, die man als Leser schon weiß oder erahnt. Aber nun gut, es ist ein Erstlingsroman. Da ist noch viel Luft nach oben.