Spannendes Thema, laienhafte Umsetzung

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kugelschreibernotiz Avatar

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Hier versteckt sich ein großartiges Narrativ: ein Mann nähert sich seiner eigenen Familiengeschichte an. Ausgelöst durch einen schweren Schicksalsschlag entdeckt er eine Leerstelle seiner Eltern- und Großelterngeneration, die das Schweigen bislang gut verbergen konnte. Doch jedes Schweigen hat seinen Preis.

Während Kim de l'horizon (Träger*in des DBP 2022) einen wunderbaren Weg findet, das Schweigen zu brechen und der verlorenen Geschichte eine Sprache zu geben, gelingt Andreas Wunn diese literarische Bemühung nicht. Vielleicht versuche ich auch, zwei Bücher zu vergleichen, die nicht zu vergleichen sind. Was mir bei "Saubere Zeiten" fehlte ist das handwerklich Können, die sprachliche Eleganz, ein ganz konkreter Spannungsbogen, ein emapthievoller Blick - die Neugier auf etwas, das außerhalb des eigenen Verständnisses liegt. Kurzum: dieser Roman ist sehr von sich eingenommen. Sehr schade, denn thematisch hätte er mich sehr mitreißen können.