Väter und Söhne

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Das Buch führt von den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts über die Nachkriegszeit durchs Wirtschaftswunderland bis in die Gegenwart. Es ist gekonnt aufgebaut mit laufenden Wechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart, bei denen schrittweise mehr Fragen entstehen, die dann später wiederum schrittweise beantwortet werden.

Es gibt sehr interessante Frauenfiguren im Buch, aber im Kern geht es um die Männer, die Väter und Söhne:
Der Großvater Theodor war ein großartiger Tüftler und Erfinder, aber leider auch ein Opportunist. Charakterlich war er etwas leichtfertig. Seinem Enkel war er ein guter Opa, seinem Sohn kein guter Vater.
Der Vater Hans war ein einsames Kind. Er hatte zwei große Lieben, beide Frauen verlor er. Er kapselte sich ganz ab, auch er war seinem Sohn kein guter Vater. Hat er es am Ende bereut und deswegen die Aufzeichnungen hinterlassen?
Jakob hat keine Beziehung zum Vater entwickelt, wegen des großen Schweigens, das zwischen ihnen herrschte.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle große Schweiger und Verdränger sind und es emotionale Nähe zwischen den Generationen nicht gab.

Das Buch wechselt schnell zwischen den Personen und Zeiten. Alles ist schlicht und schnörkellos ohne große Emotionen erzählt, gut und schnell lesbar. Gerade wegen der fehlenden Emotionen bekommt man einen starken Eindruck von der Einsamkeit, in der diese Personen ihr Leben verbringen, insbesondere der Vater.
Das Buch handelt von Vater-Sohn-Bindungen, vom Schweigen innerhalb der Familie und der Einsamkeit, von Schuld und Rache. Historisch führt es uns durch die Zeit von Judenverfolgung und -enteignung, durch die Nachkriegszeit und die vom Wirtschaftswunder geprägten 50er Jahre.

-> Ein lesenswertes Familienporträt, ein Appell gegen das Schweigen.