Atmosphärischer Spannungsroman

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Da habe ich das Buch doch glatt in einem Rutsch weggelesen. Die Handlung ist wirklich spannend und die Szenen sind gut geschrieben, aber was mir am besten gefallen hat, war die düstere Atmosphäre und das interessante Setting: Ein abgehalftertes Hotel am Rande eines kleinen Orts mitten im Schwarzwald ... die Teppiche sind verschlissen, die Farben der Bettwäsche verblasst, manche Zimmer werden gar nicht mehr vermietet, das Schwimmbad, in dem die Wände schimmeln, ist längst geschlossen, es riecht muffig, aber es ist immer noch Wasser im Becken. Zu allem Überfluss fällt auch noch die Heizung aus - Shining lässt grüßen! So schlimm wird es dann aber doch nicht. Die Bedrohung erscheint in Gestalt einer unscheinbaren Frau, die es faustdick hinter den Ohren hat und das Leben unserer Protagonisten Lisa und Simon gehörig durcheinander bringt. Am Ende wirkt sie als Katalysator für die jeweilige Erkenntnis, was den Figuren im Leben wichtig ist und wo sie eventuell falsch abgebogen sind.
Man fliegt nahezu durch die Seiten, aber für meinen Geschmack hätte dem Buch tatsächlich etwas mehr Ausführlichkeit gut getan. Zum Beispiel werden die Szenen mit Johanna, Lisas bester Freundin, sehr kurz abgehandelt, da hätte ich mir mehr Substanz gewünscht. So bleiben die Nebenfiguren wie Johanna oder Lisas Bruder Felix etwas blass und ungreifbar. Carl wiederum, der in die Jahre gekommene Patriarch und Hotelbesitzer, ist sehr umfassend und treffend charakterisiert.
Alles in allem ein lesenswerter Spannungsroman, der Spaß macht, aber für meinen Geschmack etwas zu schnell dahinrast.