Ein Spannungsroman im Schwarzwald

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dany_87 Avatar

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„Schattengrünes Tal“ ist der dritte Roman von Kristina Hauff. Es handelt sich hierbei um einen psychologischen Spannungsroman, der 304 Seiten umfasst und als Hardcover im Hanser Literaturverlag erschienen ist.

Die Autorin nimmt den Leser mit in eine Kleinstadt im Schwarzwald. Schauplatz ist vor allem das in die Jahre gekommene Hotel „Zum alten Forsthaus“, welches von Carl und seiner Angestellten und Geliebten Margret bewirtschaftet wird. Seine Tochter Lisa, die zugleich die Hauptprotagonistin des Romans ist, hilft ihrem Vater bei der Buchhaltung, arbeitet eigentlich aber in der Tourismusbranche unten im Dorf. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Simon, der Förster ist, und der gemeinsamen Tochter in einem schönen Haus nahe des Waldes. Lisa führt ein schönes, ruhiges Leben. Sie ist in der kleinen Stadt im Schwarzwald aufgewachsen, kennt und versteht sich mit allen, ist ehrenamtlich engagiert und singt im Chor. Nur hinsichtlich des Hotels plagt sie die aktuelle Situation. Sie möchte, dass Carl ihr die Leitung überträgt und das Hotel selbst leiten, sie hat große Pläne was den Umbau angeht. Carl jedoch will weder einsehen, dass das Hotel nicht mehr dem heutigen Standard entspricht und er selbst es kaum noch bewirtschaften kann, noch denkt er daran, die Leitung an seine Tochter abzugeben. Er hofft, dass sein Sohn, der sich längst in Frankfurt ein eigenes Leben aufgebaut hat, eines Tages zurückkehren wird.

Als eines Tages eine Frau in Lisas Alter im Hotel auftaucht und vor hat länger zu bleiben, beginnt das Unheil. Zunächst wirkt die Fremde noch schüchtern und hilfebedürftig und Lisa nimmt sich ihrer direkt an. Sie organisiert Daniela eine Wohnung, stellt sie ihren Freunden und im Chor vor und tatsächlich scheint es zunächst so, als könnten die beiden Frauen Freunde werden. Doch dann kommt raus, dass Daniela hinsichtlich ihrer Vergangenheit gelogen hat und nach und nach wenden sich Freunde und Bekannte von Lisa ab. Auch im heimischen Familienbetrieb macht sich die Neue unabkömmlich und taucht eines Tages auch bei Lisa und Simon Zuhause auf.

So wie das Setting, ist auch die Geschichte größtenteils düster und geheimnisvoll. Der Roman ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, so erfährt der Leser/ die Leserin, wie es in Lisa, Carl, Simon und Margrets Gedanken- und Gefühlswelt aussieht. Nur Daniela bleibt geheimnisvoll und uneinsehbar.

Ich mochte das Setting und die verschiedenen Figuren. Die Autorin schaffte es, dass man die kleine Stadt im Schwarzwald mit all seinen Bewohnern richtig gut vor Augen hat. Mir haben auch die Naturbeschreibungen gefallen, die wir vor allem durch Simon näher gebracht bekommen. Dieser macht sich vor allem um den Klimawandel Sorgen und wie sein Handeln hoffentlich einen positiven Einfluss auf die Zukunft nehmen kann.

Als Metapher zu der fremden Frau gibt es auch in seinem Wald einen unerwarteten Eindringling, der eines Tages plötzlich auftaucht. Ein Schakal treibt sich in seinem Gebiet herum und gefährdet als invasive Art das bestehende Ökosystem. Gleiches kann man auch auf Daniela und ihr Eindringen in Lisas Leben anwenden.

In dem Roman geht es um Geheimnisse, die Macht der Manipulation und toxische Beziehungen.
Als Leser weiß man zwar schon relativ schnell in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, allerdings ist es trotzdem spannend dabei zuzusehen, wie Lisas Welt Stück für Stück auseinanderbricht und wie sie damit umgeht.

Im zweiten Teil der Geschichte waren für mich die Gedanken und Handlungen von Simon allerdings nur schwer nachvollziehbar, irgendwie ging mir dieser Handlungsstrang zu schnell und wirkte sehr konstruiert und übereilt. Ansonsten aber ein wirklich gelungener Roman.