lesenwert aber nicht unvergesslich

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katma Avatar

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Lisa, die Hauptprotagonistin in diesem Spannungsroman, dem 3. Roman der Autorin Kristina Hauff, ist Hotelierstochter und angesehene Einwohnerin einer Kleinstadt im Schwarzwald. Sie hat einen ausgeprägten Helferkomplex, ist mit Simon, einem Förster, verheiratet und Mutter einer Tochter, die aber aktuell ein Auslandsjahr macht. Die Familie lebt ein schönes ruhiges Leben in einem schönen Haus in Waldnähe. Doch die Idylle trügt: Die Ehe mit Simon ist etwas in die Jahre gekommen, Lisas Bruder lässt sich nie zu Hause blicken und Lisas Vater, der trotz hohem Alter das Hotel immer noch leitet, nimmt seine Tochter quasi nur als eine Art Angestellte zur Kenntnis. Sie nimmt das hin, lässt sich demütigen und lächelt dazu. Eigentlich müsste das Hotel dringend renoviert werden, doch davon will der Vater nichts hören. Die dunklen holzgetäfelten Räume, die marode Heizung, das schimmelbefallene Schwimmbad und das ständig schlechte Wetter verhelfen dem Buch zu einer düsteren Stimmung, die gut zu der Fremden passt, die sich im Hotel einnistet und wie ein Krake ihre Tentakel nach allem ausstreckt, was Lisa wichtig ist.
Das Setting wirkt sehr realistisch, ich konnte mir die Gegend, das Tal und das Hotel sofort bildlich vorstellen, das ist richtig gut gelungen.
Die erste Hälfte des Buches hat mir sehr gut gefallen, die düstere, geheimnisvolle Stimmung ist von Anfang an spürbar, der Spannungsaufbau stimmt. Der Generationskonflikt zwischen Lisa und Carl, die Naturbeschreibungen, die Metapher des Schakals und die Erzählung der Kapitel aus der Sicht von insgesamt 4 Personen waren meine Highlights. Was war es also, dass mir in der zweiten Hälfte des Buches nicht mehr so gut gefallen hat? Ich denke, es fehlte mir die Spannung bzw. die Spannung, die erzeugt wurde, wirkte nicht mehr authentisch und das Ende passte für mich nicht. Als Leser weiß man recht schnell, wohin sie die Handlung entwickeln wird und das ist an sich auch nichts Schlimmes nur war es für mich nichts Halbes und nichts Ganzes. Das Ende von Danielas Geschichte kam mir zu einfach vor.
Dennoch: „Schattengrünes Tal“ ist ein feinfühliger Roman über toxische Beziehungen, Manipulation und übermäßiger Anpassung/Abhängigkeit. Die kurzen, wechselnden Kapitel und das tolle Setting machen den Roman auf jeden Fall lesenswert, wenn auch nicht unvergesslich.