Psychologisch fesselnd und sehr unterhaltsam

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nessabo Avatar

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Ich mag Filme wie „Nur ein kleiner Gefallen“ und „Gone Girl“ recht gern, weil ich in meinen Vermutungen gern überrascht werde. Literarisch fällt „Schattengrünes Tal“ für mich in die gleiche Kategorie, an der es sicher auch Grundlegendes zu kritisieren gibt, die mich aber einfach gut unterhält. Das Buch hat mich gepackt und ich hatte endlich mal wieder einen richtigen Lese-Flow.

Die Autorin wird auf dem Klappentext als „Meisterin des psychologischen Kammerspiels“ betitelt und ich würde mich dem anschließen. Die Geschichte hat mich mit ihren wechselnden Perspektiven, teils rasant im Tempo, absolut getrieben und ich wollte das Buch nicht aus der Hand legen. Dass wir hier, wie auch in den vergleichbaren Filmen, eine unheimliche und irgendwie verquere Frauenfigur haben, kann grundsätzlich kritisiert werden. Ich bin da hin- und hergerissen. Auf der einen Seite finde ich die Figur spannend geschrieben, mag auf der anderen Seite aber nicht, dass der Stereotyp der „verrückten Frau“ dadurch immer weiter verfestigt wird.

Wenn ich die grundlegende Kritik aber mal außen vor lasse (und danach ist mir gerade), dann finde ich die Handlung überwiegend genial geschrieben. Es bleibt über weite Strecken hinweg spannend und ich habe mehrfach mitgeraten. Manchmal lag ich richtig mit meiner Vermutung und manchmal falsch. Da ich Krimis und auch Thriller ingesamt nicht gern lese, sind diese thrillerhaften Elemente genau mein richtiges Maß.

Das Ende finde ich persönlich im Vergleich zur vorherigen Handlung recht schwach. Es fällt schon deutlich ab und ist für mich schlicht zu versöhnlich und rund geschrieben. Ein paar mehr Ecken hätte es ruhig haben dürfen. Daniela hat mich in ihrer Zeichnung manchmal etwas wütend gemacht - auch explizit für sie, denn ich lese hier gewisse psychologische Störungsbilder heraus, für die sie in mehrerlei Hinsicht Unterstützung verdient hätte.

Wer einen stimmungsvollen, düsteren und psychologisch verstrickten Roman sucht, ist hier wirklich gut beraten. Wer sich über „verrückte“ Frauenfiguren, die scheinbar alle mühelos um den Finger wickeln können, eher aufregt (was ich sehr verständlich finde), wird hier eher weniger Freude haben. Für mich hat es gerade total gepasst und ich möchte diese explizite Kritik bereitwillig ausblenden, weil mich der Roman aus einer kleinen Leseflaute geholt hat. Für das etwas schwache Ende ziehe ich ein wenig von der Wertung ab.

4,5 ⭐️