Über das Loslassen

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leseclau Avatar

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Lisa führt ein weitgehend zufriedenes Leben – so scheint es zumindest zu Beginn der Geschichte. Eingebunden, beliebt und mit dem Ort und in ihrer Familie verwurzelt. Doch es gibt Anzeichen, dass nicht alles perfekt ist. Sie sehnt sich nach der Liebe und Anerkennung ihres Vaters, eines alteingesessenen Hoteliers, den sie unterstützt wo sie nur kann. Ihr Mann kommt irgendwie entfremdet von einer beruflichen Reise zurück. Die beste Freundin reagiert plötzlich zurückhaltend. Und dann ist da diese Fremde, die sich zunehmend in ihr Leben schleicht, um ihre Freundschaft wirbt, sich unentbehrlich macht.
Was ganz harmlos beginnt, ist ein spannendes Kammerspiel, in dem immer wieder jemand anders aus der kleinen Gemeinschaft zu Wort kommt. Die Schlüsselszenen werden von Kristina Hauff gekonnt aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Das Motiv der Fremden liegt bald offen und dennoch schaut man atemlos zu, wie sie weiter ihr böses Spiel treibt.

Immer tiefer wurde ich beim Lesen in den Bann dieser Familie gezogen. Ab etwa der Hälfte des Buches konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Die Dialoge und Gedanken sind sehr lebendig beschrieben und auch wenn nicht jede Figur sympathisch ist, verstehen kann man sie allemal.

Mir gefällt die Entwicklung von Lisa, die sich selbst hinterfragt und lernt, loszulassen und dadurch zu gewinnen. Mir gefällt auch die Figur ihres Ehemanns, der sich entscheiden muss, wo er im Leben stehen will. Das alles wirkt authentisch und nachvollziehbar beschrieben, ohne dabei jemals zu moralisieren – eine große Stärke!

Wie bei den Vorgängerbüchern taucht Kristina Hauff tief in die Psyche ihrer Figuren ein. Man muss sich beim Lesen ein bisschen darauf einlassen, dass die Geschichte eher episodenhaft erzählt wird. Für mich ein absolut lesenswertes Buch!