Vorhersehbar

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Ein altes, in die Jahre gekommenes Hotel im Schwarzwald, ein dunkles Tal, eine geheimnisvolle Fremde – dies alles verspricht eine spannende Story und lässt auf tolle Lesestunden hoffen. In der ersten Hälfte von „Schattengrünes Tal“ ist es Kristina Hauff auch durchaus gelungen, eine interessante Geschichte um Simon und Lisa, Lisas Vater Carl und dessen Freundin Margret, Lisas Freunde und um die mysteriöse Fremde Daniela zu konstruieren. Schon gleich im ersten Kapitel geschehen bei Simons Geburtstagsfeier rätselhafte Dinge, was das Kopfkino anspringen lässt und sogleich einen Sog entwickelt, der mich wirklich gepackt hat, sodass ich die ersten knapp 150 Seiten wirklich schnell gelesen habe. Danach jedoch wurde die Geschichte für mich sehr vorhersehbar und die einzelnen Charaktere sind ins klischeehafte und stereotype abgedriftet. Ich hatte auch das Gefühl, dass sich die Handlung gegen Ende fast schon überschlagen hat und sich zu schnell in einem für mich nicht realistischen Happy-End aufgelöst hat. Es werden zum Beispiel im Laufe des Romans patriarchalische Strukturen sichtbar, die gerne etwas differenzierter betrachtet hätten werden können. Auch das Thema der toxischen Beziehung wurde für meinen Geschmack sehr oberflächlich abgehandelt. Am Ende blieben für mich noch einige Fragen offen, deren Beantwortung für mich zu einem stimmigen Gesamtbild beigetragen hätten.
Obwohl sich der Roman flüssig lesen lässt und zu Beginn durchaus Spannung erzeugt hat, blieb die Geschichte aufgrund der Vorhersehbarkeit, der zum Teil klischeehaften Charaktere und der Oberflächlichkeit hinter meinen Erwartungen zurück.