Wenn die Vergangenheit dich einholt...

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oceanmaid Avatar

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In dem Roman "Schattengrünes Tal" von Kristina Hauff erscheint unverhofft in einem ruhigen Dorf im Schwarzwald eine Unbekannte auf der Bildfläche und macht sich durch ihr Verhalten für einige Menschen unverzichtbar. Doch ist die Frau wirklich so harmlos wie sie sich gibt?

Lisa liebt ihren Mann und kämpft verzweifelt um die Liebe ihres Vaters. Sie opfert sich regelrecht auf, um den Zuspruch von ihm zu bekommen. Der Vater hingegen scheint sie nicht wirklich wahrzunehmen und zieht den Sohn vor, der schon früh aus dem Nest der Familie geflüchtet ist. In dieser für Lisa schwierigen Situation taucht ganz unverhofft eine Unbekannte in dem Hotel ihres Vaters auf, die sich schnell mit Lisa anfreundet und sich auch für deren Vater als Unterstützung erweist. Je mehr Zeit vergeht, umso mehr zeigt Daniela, so heißt die Unbekannte, ihre Ecken und ihre Fähigkeit, Intrigen zu spinnen und Lisas Unwohlsein ihr gegenüber wächst konsequent an. Bis zu dem Punkt, an dem auch Lisas Mann beginnt sich merkwürdig in Bezug auf Daniela zu verhalten. Und das Chaos nimmt seinen Lauf...

Kristina Hauff schafft es in ihrem Roman ein sehr schönes, idyllisches Bild des kleinen, fiktiven Ortes im Schwarzwald zu zeichnen. Sie weckt durch ihre Art zu schreiben die Sehnsucht des Lesers nach eben dieser Idylle. Insgesamt ist der Schreibstil der Autorin sehr angenehm und gut zu lesen. Ebenso bleibt der Spannungsbogen durchgehend hoch und durch so manche unerwartete Wendung der Handlung wird der Leser von dem Geschehen gefesselt und mitgerissen.

Die Ausgestaltung der einzelnen Figuren entsprechen hingegen in einigen Fällen leider den Stereotypen. da ist z.B. Lisa, die verzweifelt um die Liebe ihres Vaters kämpft, sich für ihn aufopfert und dabei sich vollkommen selbst vergisst. Eben dieser Vater bevorzugt seinen männlichen Nachwuchs und nimmt die Arbeit, die seine Tochter für ihn verrichtet als Selbstverständlichkeit hin. Die neue Lebensgefährtin des Vaters verhält sich der Tochter recht ähnlich, opfert sich auf und verfolgt eine Hoffnung, der sie selbst am Ende nicht widerstehen kann. In meinen Augen sind insbesondere die Figuren der Tochter und der Lebensgefährtin im Hinblick auf den Ausgang des Romans schwach dargestellt. Ich hätte mir ein emanzipierteres Verhalten für die beiden gewünscht.

Insgesamt konnte ich das Buch nur schwer zu Seite legen und musste unbedingt wissen, wie die Geschichte sich fortsetzt. Allerdings hätte ich mir ein anderes Ende mit ein wenig mehr "Härte" gewünscht. Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der ein wenig in Fernweh und in einem Dorfidyll schwelgen möchte und auf eher gemäßigte Ausgänge einer Handlung aus ist.