Es ist nie zu spät

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hoelzchen Avatar

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Die Autorin Julie Heiland hat mich mit ihrem neuen Roman „Schicksalsjahre – Die Frauen vom Neumarkt“ wirklich überrascht. Ihre Strandbad Saga habe ich schon sehr gerne gelesen, doch dieser Roman ist nochmal eine ganz andere Klasse. Die Tiefe, die sie hier zeigt, hat mich sehr beeindruckt. Es gibt zwei Zeitebenen. Es beginnt im Jahr 1939. Lotte, ein junges Mädchen aus Dresden, ist verliebt in Leo, einem jungen, jüdischen Mann. Eine Liebe, die in dieser Zeit nicht gutgeheißen wird. Plötzlich ist Leo wie vom Erdboden verschluckt. Lotte befürchtet das Schlimmste, wird aber jahrelang nach ihm suchen. Die Kriegsschäden in Dresden sind groß, die Stadt ist zerstört, dem Erdboden gleichgemacht. Lotte ist am Aufbau beschäftigt und während der Nachkriegswirren lernt sie Jakob kennen. Dresden 1993: die 25jährige Hannah ist am Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche beteiligt. An ihrer Seite steht Harry, ein junger Engländer, der nach Liebeskummer in seiner Heimat einen Neuanfang sucht. Sie stoßen auf ein altes Foto, welches vermutlich Lotte zeigt. Hannah wird neugierig und beginnt zu recherchieren.
Beide Handlungsebenen sind geschickt miteinander verknüpft. Im Vordergrund steht Lotte, sie ist Dreh- und Angelpunkt dieser Familiengeschichte. Ihr Leben hat mich sehr berührt. Julie Heiland versteht es, ihre Leserschaft emotional abzuholen. Die Lebensumstände während des Krieges und in der Nachkriegszeit werden meiner Meinung nach authentisch geschildert und die historischen Fakten sind gut in diesem Roman eingearbeitet worden. Ein rundum gelungener Roman mit sympathischen Protagonistinnen. Die Autorin versteht es, uns in einem flüssigen und modernen Schreibstil durch eine berührende Geschichte zu führen. Zu keinem Zeitpunkt wird es kitschig oder trivial und es gibt immer wieder interessante Wendungen. Das Ende hat mich zudem sehr überrascht.
Fazit: ein toller Roman, der zeigt, es ist nie zu spät über seinen Schatten zu springen und aufeinander zuzugehen. Menschen sind keine Berge, sie begegnen sich.
Von mir gibt es 5 Sterne.