Liebe, Familienzerwürfnisse, Kriegsgeschichte – tolle Mischung

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kraberg Avatar

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Dieser historische Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt. Da gibt es einmal die 17jährige Lotte, die in Leo Zucker verliebt ist. Doch der ist Jude und von heute auf Morgen verschwunden. Sie sucht ihn überall und entdeckt während ihrer Suche einen Mann auf der Elbbrücke, der sich anscheinend in die Elbe stürzen will. Trotz ihrer eigenen Trauer versucht sie ihn abzuhalten. Mit viel Feingefühl und Geduld schafft sie es, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Gegen den Widerstand ihrer Tante gibt sie ihm sogar ein Zuhause. Sehr gefühlvoll beschreibt die Autorin wie es Lotte gelingt Jakob in seiner Trauer zu trösten. Sie schafft es, dass er sich ihr gegenüber öffnet. Sie nimmt ihn sogar mit zur Arbeit, hofft dass die Enttrümmerung Dresdens, bei der sie täglich hilft, seinem Leben wieder einen Sinn gibt. Mir ist das sehr zu Herzen gegangen.
Die zweite Zeitebene beginnt im Jahr 1993. Hier ist Hannah Spatz die Hauptfigur. Als Architektin arbeitet sie am Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Frauenkirche mit. Einem Mammutprojekt, das nur mittels riesiger, weltweiter Spenden nach der Wende in Angriff genommen werden konnte. Sehr anschaulich wird vermittelt, dass dieser Wiederaufbau dem Zusammensetzten eines riesigen Puzzles gleichkommt. Hannah ist Lottes Enkelkind. Doch beide haben keinerlei Verbindung, da ihre Mutter Marlene dies unterbunden hat. Warum das so ist und ob es vielleicht doch noch zu einer Annäherung kommt, wird im Buch sehr berührend beschrieben. Es sind die vielen kleinen historisch belegte Fakten, die von der Autorin eingearbeitet wurden, die Lottes und Hannahs Geschichte so realistisch wirken lassen. Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle es gerne weiter. Von mir gibt’s 4,5 Lese-Sterne.