Über Angst, Mut und Freundschaft

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tintenteufel Avatar

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Eine Kinderbande hält wie Pech und Schwefel zusammen und will eine Hühnerschar vor dem Tod im Schlachthaus retten. Während die Story auf den ersten Blick stark an die wilden Hühner von Cornelia Funke erinnert, besitzt das Buch noch eine ganz andere Handlungsebene: Protagonist ist Jakob, der mit seiner Familie neu in eine Siedlung am Stadtrand gezogen ist, damit er in der ruhigen Umgebung besser mit seiner Angststörung zurechtkommt und lernt, sich anderen Kindern zu öffnen und Freundschaften zu schließen.

Der Autor Frank Schmeißer ist selbst von dieser Erkrankung betroffen und vermittelt einen guten Einblick in die Gefühlswelt und die Bewältigungsstrategien: Er beschreibt detailliert, wie Jakob sich schon vorab die schlimmstmöglichen Folgen ausmalt, wie er eine Angstattacke erlebt und wie er mit Atemübungen, Muskelentspannung und Manifestationen dagegen zu halten versucht. So können sich betroffene Kinder darin wiederfinden und andere ein Verständnis entwickeln.

Doch damit nicht genug: Das Buch kreist keineswegs nur empathisch-mitleidend um dieses Thema, sondern erzählt zugleich witzig-frech von Jakob, der sich selbst als größten Schisser des Universums bezeichnet, seiner Revoluzzer-Schwester Ich-fass-es-nicht-Lilli und seinem chaotisch-lebensuntüchtigen Vater an der Seite seiner erfolgreichen Frau. Alles wird mit viel Wortwitz und Selbstironie erzählt und mit ebenso phantasievollen Illustrationen von Melanie Garanin ausgeschmückt. So hält Jakob etwa ein Los der Paniklotterie hoch, laut welchem er 100.000 Panikattacken gewonnen hat. Doch dieser vermeintlich respektlose Umgang erschient nie verletzend, da der selbst betroffene Autor immer wieder erkennen lässt, welche Sympathie er für den Protagonisten empfindet und wie dieser aktiv und zunehmend selbstbewusst sein Problem in Angriff nimmt! Toll!